Überraschend niedrige Arbeitslosenzahlen

Die Arbeitslosenquote in Tschechien ist in den letzten 4 Monaten überraschender Weise entgegen allen Prognosen um mehr als ein Prozentpunkt gesunken. Obwohl zu Beginn des Frühjahrs immer mit einer leichten Abnahme der Arbeitslosenzahlen durch die bedingte Saisonarbeit zu rechnen ist, trat eine Konjunkturverbesserung schon gegen Ende Januar ein. Wie dieses Phänomen zu erklären ist und welche Auswirkungen dies auf die tschechische Wirtschaft hat, dazu im folgenden mehr von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:

Hatte man zu Beginn des Jahres mit einer leichten Abnahme der Arbeitslosenzahlen gerechnet, so sehen die Konjunkturzahlen heute um vieles besser aus. Es scheint, dass die tschechische Wirtschaft gerade im ersten Halbjahr diesen Jahres produktiver war und auch die bessere Wirtschaftlage in Westeuropa, wohin der Grossteil des tschechischen Exportes geht, ihren Teil dazu beigetragen hat. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Investitionen, die in den letzten Monaten vor allem aus westeuropäischen Ländern nach Tschechien flossen, konkreter ausgedrückt neue Firmeneröffnungen in gerade strukturschwachen Regionen. Die somit steigende Produktivität öffnet vielen neuen Arbeitkräften die Tore zu einer regelmäßigen Anstellung. Damit stehen heute ca. 45.000 freie Arbeitsplätze in der Wirtschaft zu Verfügung. Am Rückgang der Arbeitslosenquote zeigt sich auch das langsame Tempo der Restrukturalisierung ehemaliger Staatsbetriebe, die bisher noch keine großen Entlassungswellen erlebt haben. Ein weiteres Moment, welches die Statistiken der Arbeitsämter beeinflusst, ist die Möglichkeit in Frührente zu gehen, da sich die derzeitige Arbeitsmarktlage für Menschen im fortgeschrittenen Alter schwierig gestaltet. Jedoch ein wunder Punkt bleibt den guten Billanzen nicht erspart. Während die Zahlen der Arbeitlosen in der Alterskategorie bis 19 Jahre rapide sank, steigen sie im Gegenteil in den Altersgruppen der 20 bis 35 jährigen und der Personen über 50 Jahre. Dennoch steht schon jetzt fest, dass sich diese guten Wirtschaftsnachrichten nicht so schnell wiederholen werden, denn schon ab September drängen die Universitätsabgänger auf den Arbeitsmarkt. Des weiteren treten ab Herbst weitere Saisonfaktoren, wie das schlechtere Wetter, wieder in Erscheinung, die zum Beispiel in der Baubranche Arbeitskräfte freisetzten und somit die Arbeitslosenquote erneut nach oben schnellen lassen.

Autor: Armin Sandmann
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