Unbeschwert durch Wald und Wiesen? FSME-Gefahr in Tschechien

Foto: Richard Bartz, CC 2.5

Der Sommer steht vor der Tür – in Tschechien packt man wie überall die kurzen Hosen aus und freut sich auf die Natur. Doch auch in diesem Jahr ist wieder Vorsicht geboten. Denn immer mehr Zecken lauern in den Wiesen und Wäldern, und sie werden immer gefährlicher.

Foto: Richard Bartz,  CC 2.5
Der Unternehmer Jozef Mohyla war ein begeisterter Sportler, vor allem wanderte er gerne in der Natur. Seit nunmehr zehn Jahren kann er den Sommer jedoch nicht mehr uneingeschränkt genießen. Temperaturen über 15 Grad Celsius sind für ihn eine Herausforderung:

„Das ist eine der Folgen von FSME, Betroffene müssen nämlich direktes Sonnenlicht meiden. Dazu kommen Konzentrations- und Schlafstörungen. Nur schwer habe ich wieder zu dem zurückkehren können, was mir immer Spaß gemacht hatte. Gegen einige Dinge habe ich eine regelrechte Aversion entwickelt. Denn wie soll man noch Freude an Bewegung haben, wenn man sich nicht mehr wirklich rühren kann.“

Beim Fahrradfahren hatte sich Jozef Mohyla eine Zecke eingefangen. Und diese war infiziert mit FSME, der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dabei nahm die Hirnhautentzündung bei Mohyla einen klassischen Verlauf: Die Ärzte diagnostizierten erst eine einfache Grippe, dann wurde daraus ein Kampf ums Leben.

Tschechien ist europaweit das Land mit der höchsten FSME-Infektionsrate, und in den letzten Jahren gehören auch immer mehr Berggegenden zum Hochrisikogebiet. Weit über 500 Menschen haben sich allein im vergangenen Jahr durch einen Zeckenbiss mit der Viruserkrankung infiziert. Für rund ein Prozent der Patienten endete die Krankheit tödlich. Fast sicher ist jedoch, dass FSME auch nach erfolgreicher Behandlung nicht ausgestanden sein muss. Das bestätigt der Brünner Arzt Petr Mikulasek:

„Bei rund 50 Prozent der betroffenen Erwachsenen treten bleibende Schäden auf. Meist handelt es sich um neuropsychiatrische Symptome, also Lähmungserscheinungen. Und diese sind irreparabel. Ganz im Gegensatz zu denen, die durch Borreliose verursacht wurden.“

Immerhin gibt Mikulasek für Kinder eine zaghafte Entwarnung:

„Bei Kindern verläuft eine Infektion mit dem FSME-Virus viel milder. Es bleiben in der Regel keine Folgeschäden. Oder sie sind zumindest eine absolute Seltenheit.“

Vor FSME kann eine Impfung schützen. Diese gehört jedoch in Tschechien nicht zu den Pflichtimpfungen und kostet deshalb Geld, insgesamt werden für die drei Spritzen hierzulande 2400 Kronen (90 Euro) fällig. Außerdem ist diese Art der Prävention auch hierzulande immer mehr umstritten. Doch das seien nicht die einzigen Gründe, warum die Tschechen sich nicht flächendecken impfen lassen, wie Ilona Kochová von einem Prager Impfzentrum weiß:

„Viele Menschen denken, dass FSME keine ernsthafte Krankheit sei und eher wie eine leichte Grippe verlaufe. Deshalb lassen sich die meisten erst impfen, wenn jemand in ihrem Umfeld erkrankt. Dann sehen sie nämlich, wie schwer FSME verlaufen kann.“

Dennoch ist der Trend bei der Prävention eher positiv:

„Langsam aber sicher wächst die Impfrate in Tschechien. Lag sie im Jahr 2009 noch bei rund 16 Prozent, war sie im vorvergangenen Jahr schon bei rund 23 bis 24 Prozent. Allerdings ist das immer noch zu wenig.“

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