Zecken-Alarm: Tschechien hat meiste FSME-Fälle

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Für Zecken ist das Klima in Tschechien ein Paradies. Vor allem aber stecken diese Parasiten hierzulande voller Erreger. Erneut wurden deswegen im vergangenen Jahr mehrere Hundert Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis gezählt.

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Rastislav Maďar  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Es war die höchste Zahl an Fällen der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) in Europa. 712 Neuerkrankungen gab es im vergangenen Jahr in Tschechien. Nicht einmal Deutschland als größter Staat in Mitteleuropa vermeldete so viele Fälle der von Zecken übertragenen Hirnhautentzündung. Und weltweit liegt nur Russland noch weiter vorne. Dies sind Informationen von der Europäischen Arbeitsgruppe für FSME. Ihr gehört auch der tschechische Epidemiologe Rastislav Maďar an:

„Die Bedingungen bei uns entsprechen genau den Bedürfnissen jener Zeckenarten, die die Krankheit übertragen. Unsere Natur ist reich und vielfältig, es gibt viele Wirtstiere und die meiste Zeit des Jahres ideale Temperaturen. Dazu kommt, dass die Menschen hier sehr gerne ins Grüne gehen, vor allem wenn auch die besten Bedingungen herrschen für die Zecken.“

Roman Prymula  (Foto: David Němec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das allein reiche jedoch nicht als Erklärung für die vielen FSME-Fälle in Tschechien, meinen die Experten. Roman Prymula leitet die tschechische Impf-Gesellschaft. In dieser Funktion wirft er seinen Landsleuten vor, sich nicht ausreichend gegen die Stiche des gemeinen Holzbocks zu schützen:

„Gerade Südböhmen galt früher als Hochrisikogebiet, obwohl das heute so nicht mehr behauptet werden kann. Dort sind immerhin rund 40 Prozent der Menschen gegen FSME geimpft. Im restlichen Teil des Landes liegt die Durchimpfungsrate aber maximal bei 20 bis 25 Prozent.“

Als Vergleich verweist Roman Prymula auf Österreich. In den flacheren Gegenden des Nachbarlandes herrschen nämlich ähnliche klimatische Bedingungen wie in Tschechien.

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„In Österreich beträgt die Durchimpfungsrate etwa 86 Prozent. Deswegen konnte dort die Zahl der FSME-Fälle in manchen Jahren auf etwa einhundert begrenzt werden. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu uns. Hierzulande gab es in der Saison 2006 sogar einmal über 1000 Fälle. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist in Tschechien ein riesiges Problem“, so der Vakzinologe.

FSME zeigt sich im Übrigen meist durch Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Zwar kann die Krankheit auch von selbst wieder abklingen, doch es droht eine lebensgefährliche Entzündung der Hirnhaut. Während Borreliose, die andere von Zecken übertragene schwere Krankheit, mit Antibiotika bekämpft werden kann, gibt es gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis kein Mittel. Außer man lässt sich impfen.

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Dabei breiten sich innerhalb Europas die Infektionen mit FSME immer weiter aus. Früher galten neben Südböhmen vor allem die Gegend um Wien und Südbaden als Hochrisikoregionen. Heute sind das ganze südliche Mitteleuropa, Osteuropa und Teile des Balkans befallen. Und es kommen immer weitere Gegenden hinzu. Der Epidemiologe Rastislav Maďar:

„Sehr große Zuwächse melden zum Beispiel Schweden und die Schweiz. Relativ gleichbleibende, wenn auch hohe Zahlen hat Deutschland. Durch eine hohe Durchimpfungsrate ist es jedoch in Lettland zu einem starken Rückgang der FSME-Fälle gekommen.“

In der Schweiz sind mittlerweile alle Kantone betroffen außer Genf und dem Tessin. Nur in sehr trockenen und heißen Gegenden Europas gibt es keine Infektionen mit FSME.