Verbrecher von tschechischer Polizei in der Karibik verhaftet

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Die Dominikanische Republik ist ein Paradies – unter anderem auch für tschechische Kriminelle. Da das Land kein Auslieferungsabkommen mit der Tschechischen Republik hat, fliehen verurteilte oder dringend Tatverdächtige Verbrecher gern in die karibischen Gefilde, um sich der Strafverfolgung hierzulande zu entziehen. Am Dienstag gab nun die Polizei bekannt, eine ganze Reihe gesuchter Krimineller aus dem karibischen Paradies zurück in die europäische Realität überführt zu haben.

Martin Červíček  (Foto: ČTK)
Bei der Pressekonferenz am Dienstag standen neben dem Polizeipräsidenten zwei maskierte Beamte auf dem Podium. Die Sturmhaubenträger waren aber nicht dessen Leibwächter, sondern Ermittler der Sondereinheit Dominik. Diese Personenfahnder hatten in der Dominikanischen Republik eine ganze Reihe in Tschechien gesuchter Verbrecher dingfest gemacht. Für Polizeipräsident Martin Červíček ein ganz besonderer Erfolg:

„Es freut mich sehr, mitteilen zu können, dass es zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte der Polizei gelungen ist, eine größere Anzahl von Personen, nach denen in der Tschechischen Republik gefahndet wurde, im Ausland ausfindig zu machen. In der Karibik konnten so sieben Personen festgenommen und nach Tschechien ausgeflogen werden.“

Ursprünglich war geplant, nur nach einer Person zu suchen, sagte einer der maskierten Fahnder. Dabei ging es um ein Mitglied der so genannten Berdych-Gang – einer Gruppe von Kriminellen, die als Polizisten getarnt eine Reihe von Verbrechen begangen hat. Mit Hilfe der dominikanischen Polizei konnte die gesuchte Person relativ schnell gefunden und verhaftet werden. Bei diesem Einsatz sind die Fahnder aber auf weitere Verdächtige gestoßen, wie einer der maskierten Polizeibeamten erklärte:

„Wir konnten feststellen, dass sich auf dem Gebiet des karibischen Inselstaats gerade eine größere Gruppe tschechischer Bürger befindet. Diese Leute haben sich dort als tschechische Gemeinschaft etabliert, haben aber in der Vergangenheit eine Reihe unterschiedlicher Verbrechen verübt oder sind noch aktiv. Es handelt sich um bereits Verurteilte oder um Personen, nach denen die Justiz fahndet. Sie haben sich in der Dominikanischen Republik, mit der Tschechien kein gültiges Auslieferungsabkommen besitzt, ihre weitere Karriere aufgebaut.“

František Procházka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Es handelt sich um Personen, die hauptsächlich wegen Betrug, Geldwäsche oder Korruption verurteilt sind oder noch gesucht werden. In der Karibik haben die Polizisten insgesamt 20 gesuchte Personen entdeckt, wegen des aufziehenden Wirbelsturms „Sandy“ konnten sie vorerst aber nur sieben von ihnen festnehmen. Unter den noch nicht Verhafteten ist auch František Procházka, in Tschechien auch bekannt als der „Jahrhundertverbrecher“. Er hatte mit einem Komplizen aus einem Geldtransporter eine halbe Milliarde Kronen (20 Millionen Euro) in bar entwendet. Die Beamten wollen daher zurückkehren, um das Netzwerk der tschechischen Verbrecher komplett zu zerschlagen. Dabei sind die tschechischen Polizisten in der Dominikanischen Republik aber nur Touristen. Ein Zielfahnder skizzierte das Vorgehen vor Ort:

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„Wir haben in der Dominikanischen Republik insgesamt eine Woche gearbeitet, selbstverständlich im Rahmen der Strafgesetze und internationaler Verträge. Das bedeutet, wir werden nur auf der Basis von Informationsaustausch und Beratung der dortigen Behörden aktiv. Die gesamte praktische Arbeit hat also die nationale Polizei der Dominikanischen Republik geleistet.“

Genau das aber zweifelt bereits der Anwalt eines Festgenommenen an. Die Aktion sei an der Grenze des gesetzlich Erlaubten gewesen. Sein Mandant sei direkt auf der Straße von tschechischen Beamten in Zivil verhaftet worden.