Verleihung des Prix Irene an Hilfsorganisation Berkat

Jana Hradilkova

Der Prix Irene ist letzten Freitag im Kulturzentrum des Jüdischen Museums verliehen worden. Jana Hradilkova von der Hilfsorganisation Berkat hat ihn erhalten. Denn sie hat ein einzigartiges Hilfsprojekt gegründet, in dem Tschechen Tschetschenen individuell helfen können. Anita Müller hat sich mit Jana Hradilkova über das Projekt unterhalten:

Menschenrechts- und Hilfsorganisationen gibt es viele. Was ist da nun das Besondere an Berkat? Das Hilfsprojekt ist eng verbunden mit der Arbeit der Journalistin Petra Prochazkova. Ihr reichte es nicht aus, nur neutral aus Krisengebieten zu berichten. In Afghanistan, im Irak und besonders in Tschetschenien engagierte sie sich im humanitären Bereich. Während Grosny ständig unter Beschuss war, öffnete sie in der tschetschenischen Hauptstadt ein Kinderheim. Das Ziel: den Allerärmsten helfen. Denen, die nicht fliehen konnten, weil sie zu alt sind, denen, die mit ihren Kindern oder Enkeln allein zurückgeblieben sind. Aber Petra Procházková wurde bald aus Russland ausgewiesen. Deswegen kehrte sie zurück nach Tschechien und baute das Projekt Berkat auf, das Jana Hradilkova und andere Frauen jetzt leiten. Jana Hradilkova erklärt, was Berkat für die Tschetschenen tut:

"Die Familien bekommen Hilfe in Form von 50 Dollar pro Monat und es ist dann ihre Entscheidung, was sie am nötigsten brauchen. Das kann alles Mögliche sein, deswegen ist es ja individuell: Medikamente, Kleidung oder irgendwelche Papiere. Mittlerweile hat sich das schon zu einer so genannten freundschaftlichen Hilfe weiterentwickelt. Das heißt, dass es konkrete tschechische Familien gibt, die konkreten tschetschenischen Familien helfen."

Die tschechischen Familien spenden jeden Monat 50 Dollar ihres eigenen Einkommens. Momentan machen das 22 Familien und es gibt noch viele mehr, die sich auch interessieren, aber nur kleinere Beträge spenden können. Jana Hradilkova freut sich natürlich über dieses Mitgefühl und findet, dass es zwischen Tschechien und Tschetschenien eine Verbindung gibt:

Informationsstand von Berkat in Prag  (Foto: Jana Sustova)
"Ich denke, dass die Tschechische Republik eine besondere Verbindung mit dieser Region hat. Deshalb nämlich, weil wir 1968 eine ähnliche Erfahrung gehabt haben. Deswegen haben die Leute hier auch vom Anfang des Tschetschenienkrieges an gegen diesen Krieg demonstriert und protestiert."

Informationsstand von Berkat in Prag  (Foto: Jana Sustova)
Der Prix Irene, den Jana Hradilkova am Freitag erhielt, geht auf die jüdisch-deutsche Psychotherapeutin Irene Bloomfield zurück. Sie arbeitete seit den 60er Jahren in Prag mit Holocaust-Opfern. Hier gründete sie auch das Psychotherapie-Zentrum Rafael. Dabei ging es ihr aber nicht nur um reine Psychotherapie. Sondern vielmehr darum, traumatisierte Menschen wieder in die Gesellschaft zurückzubringen und Xenophobien abzubauen. In solchem Brückenbauen sieht Jana Hradilkova den Grund, warum sie den Prix Irene erhalten hat:

"Ich denke, ich habe den Preis bekommen, weil wir Menschen miteinander in Kontakt bringen und ihnen helfen, mit ihrer Menschenangst fertig zu werden. Durch die persönliche Erfahrung, denke ich, helfen wir den Leuten, zu verstehen, dass es sehr sehr einfache und grundlegende Werte gibt, die sie miteinander teilen können. Und durch unsere Aktionen oder bloß durch ein wenig Kommunikation verlieren sie die Ängste, die von Politikern und Medien ständig verbreitet werden."