Vom heutigen und heiligen Nikolaus

Foto: CTK
0:00
/
0:00

Am 6. Dezember ist der Nikolaus-Gedenktag und die Kinder stellen am Abend des 5. Dezembers ihre Schuhe vor die Tür oder auf das Fensterbrett und hoffen, dass der Nikolaus, meistens in Gestalt des Vaters oder der Mutter, diese mit vielen Süßigkeiten füllen wird. Die Nikolausbräuche sind aber von Land zu Land und regional sehr unterschiedlich. In Tschechien ziehen z.B. Engel und Teufel durch die Straßen. Aber wer war eigentlich dieser Nikolaus?

Nikolaus von Myra, der "heilige Nikolaus" wurde ungefähr im Jahr 286 in Patara geboren, einer Stadt in Lykien in Kleinasien, in der heutigen Türkei. Er ist einer der ersten Nichtmärtyrer, die heilig gesprochen wurden und einer der häufigsten Kirchenpatrone in der christlichen Kirche. Nikolaus gilt als Schutzpatron der Seeleute, Händler, Bauern und Kinder. Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige belegte historische Tatsachen. Mit neunzehn Jahren soll Nikolaus zum Priester geweiht worden sein und dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra gewesen sein. Ebenso wie sein genaues Geburtsdatum ist auch der Todestag von Nikolaus nicht genau bekannt. Den Aufzeichnungen nach soll er am 6. Dezember um das Jahr 350 gestorben sein. Um die Figur des Nikolaus ranken sich verschiedene Legenden. Als Bischof von Myra soll er Seeleute nach dem Kentern von Schiffen vor dem Ertrinken gerettet haben. Das so genannte Stratelatenwunder erzählt z.B. davon, wie Bischof Nikolaus drei zu Unrecht zum Tode Verurteilte rettete, indem er dem Henker das Schwert aus der Hand riss. Eine andere Legende ist als die "Ausstattung der drei Jungfrauen" bekannt. Diese erläutert uns jetzt Petr Herynek, ein langjähriger Organisator von Weihnachtsausstellungen in Tschechien:

Foto: CTK
"Nikolaus wusste von einem Mann, der drei Töchter hatte und sehr arm war. Deshalb wollte seine Töchter an ein Bordell verkaufen. Als Nikolaus das erfuhr, legte er Geld vor das Fenster des Mannes. Der Mann fand es und konnte seine Töchter mit soliden guten Männern verheiraten. Diese Tradition hat sich gehalten, indem wir Gaben auf Fensterbretter oder in Strümpfe tun, oder auch wenn der Nikolaus mit dem Engel und dem Teufel umherzieht. Der Teufel soll bestrafen, der Engel verteilt Geschenke und der Nikolaus lädt die Kinder ein, um z.B. Gedichte oder Lieder vorzutragen", so Herynek.

Der Nikolaus bringt also nicht nur Geschenke: In vielen Erzählvarianten beschenkt und lobt er die guten Kinder, während er die bösen tadelt und durch Schläge mit einer Rute bestraft. Welche Kinder im letzten Jahr gut und welche böse waren, liest er in seinem "goldenen Buch". Als Furcht einflößenden Gehilfen bekam der heilige Nikolaus in verschiedenen Ländern Begleiter zur Seite gestellt, in Deutschland Knecht Ruprecht, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich und Bayern Krampus und in Tschechien ein Teufelchen. Mit dem Nikolaustag verbinden sich aber nicht nur Religion und Brauchtum, sondern auch sehr weltliche Dinge: Nach einer Bauernregel heißt es: "Regnet es an Nikolaus, wird der Winter streng, ein Graus." Dann brauchen wir uns in Prag zumindest nicht vor dem Winter zu fürchten. In Prag regnete es nicht an Nikolaus.