Wanderausstellung über Stefan Zweig machte nun auch in Prag Zwischenstopp
Vor zehn Jahren ist sie in Salzburg entstanden, seitdem in der Welt unterwegs und endlich machte sie auch in Prag Zwischenstopp: Die Rede ist von der Wanderausstellung mit dem Titel "Stefan Zweig - Ein Österreicher aus Europa". Auf die Spuren des bedeutenden Europäers und Humanisten begab sich auch unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska.
"...Ich grüße alle meine Freunde. Mögen sie ihre Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht. Ich, allzu ungeduldig, gehe ihnen voraus.", schrieb Stefan Zweig in seinem Abschiedsbrief aus dem südamerikanischen Exil in Petropolis, eher er gemeinsam mit seiner Frau Lotte 1942 aus dem Leben schied.
Aus Anlass des 50. Todestages des bedeutenden jüdischen Schriftstellers veranstaltete 1992 die Stadt Salzburg, in der Zweig seine literarisch produktivste Zeit verbrachte, die Jubiläums-Ausstellung, "Stefan Zweig - Ein Österreicher aus Europa". Wegen der großen Resonanz bei österreichischen wie ausländischen Medien hat das Kulturamt der Stadt Salzburg eine kleinere Variante der Ausstellung erarbeitet und diese auf die Reise durch die Welt geschickt. Seit nunmehr zehn Jahren ist diese Wanderausstellung unterwegs und in über 20 Ländern Europas und Südamerikas zu sehen. Anfang November traf die Ausstellung auch in Prag ein. Die Besucher können sie bis zum 25. Januar 2004 im Museum für nationales Schrifttum in Prag-Strahov besichtigen.
Unter dem vielfältigen Ausstellungsmaterial - darunter Reproduktionen von Handschriften, Zeitdokumenten, Fotografien und Publikationen des Schriftstellers - findet sich - ganz in Übereinstimmung mit dem Titel der Ausstellung - auch Zweigs Autobiografie "Die Welt von Gestern. Geschichte eines Europäers."
Dass Stefan Zweig sich selbst stets als Europäer betrachtete, bestätigte auch Dr. Alois Haslinger, der die Ausstellung in Prag gemeinsam mit dem Österreichischen Botschafter Klas Daublebsky feierlich eröffnete:
"Er (Stefan Zweig) war ein absolut überzeugter Europäer. Es war für ihn kein Hobby, keine intellektuelle Spinnerei, sondern er hat das sehr ernst genommen. Zweig hat vielfältige Kontakte zu Europäern gepflegt, er hat auch durchaus praktische Lösungsvorschläge für politische Probleme gemacht. Natürlich kann man heute nicht jeden Bezug zu Zweig herstellen, das wäre übertrieben. Aber ich glaube, und das ist auch ein Ziel dieser Ausstellung, dass man dem Humanisten und dem Europäer Stefan Zweig in dieser Ausstellung Gehör verschafft."
In diesem Kontext sind nicht zuletzt auch Zweigs Beziehungen zu tschechischen Intellektuellen und zu Prag zu erwähnen, von denen ich nur einige ansprechen möchte: Als 19jähriger publizierte Zweig seine Gedichte auch in der Flugblätter-Reihe "Der Frühling", schrieb Vorworte zu Büchern deutschsprachiger Prager Schriftsteller wie Paul Leppin und Oskar Baum. Mehr als 25 seiner Texte sind im renommierten "Prager Tagblatt" erschienen. Seine Polemik mit Wieland Herzfelde und Ernst Fischer verfolgten nicht nur Leser der "Prager Presse" eifrig. Von Max Brod erhielt Zweig ein Originalmanuskript Kafkas, das er in den 30er Jahren dem österreichischen Theatermuseum vermachte. Über zahlreiche Übersetzungen Zweigs ins Tschechische sowie seine Karlsbader Kuraufenthalte könnte man ebenfalls lange reden.