Warschauer-Pakt-Invasion: In Prag wird das Andenken von Ryszard Siwiec geehrt
In Prag wurde am Freitag das Andenken von Ryszard Siwiec geehrt. Der polnische Beamte und Philosoph hatte sich vor 55 Jahren aus Protest gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei verbrannt. Der Gedenkakt wurde im Prager Stadtteil Žižkov vom Institut für das Studium totalitärer Regime (ÚSTR), dem polnischen Instytut pamięci narodowej und dem Polnischen Institut in Prag veranstaltet. Die Organisatoren legten Kränze am Denkmal nieder, das sich in der Straße befindet, die nach Siwiec benannt wurde. Anschließend wurde im Park Radost eine Ausstellung mit dem Titel „Not only Siwiec“ eröffnet, die weitere Proteste gegen die Teilnahme der polnischen Armee am Einmarsch in die Tschechoslowakei dokumentiert. Am Freitagnachmittag findet zudem im Kino Přítomnost ein Seminar statt und es wird ein Dokumentarfilm gezeigt.
Ryszard Siwiec habe sich bemüht, möglichst viele Menschen anzusprechen, erklärte der Historiker Petr Blažek. Siwiec verbrannte sich während eines Erntefestes im Warschauer Stadion, wo 100.000 Menschen anwesend waren. Sie haben jedoch Siwiecs Tat dem Historiker zufolge nicht begriffen. Siwiec unterlag den Verbrennungen vier Tage später. 2001 zeichnete Präsident Václav Havel Siwiec posthum mit dem Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden aus.