Weißrussische Oppositionspolitiker in Prag
Eine Delegation der weißrussischen demokratischen Opposition weilte in den vergangenen Tagen in Prag, um mit führenden tschechischen Politikern zusammenzutreffen und auf die Verletzung der Menschenrechte in Weißrussland hinzuweisen. Markéta Maurová fasst zusammen.
Der Leiter der Delegation, ehemalige Präsident Weißrusslands Stanislav Suskevic, eröffnete seinen Prag-Besuch symbolisch am 10. Dezember, an dem der internationale Menschenrechtstag begangen wird. Gemeinsam mit den in Prag lebenden Weißrussen ehrte er am Denkmal auf dem Wenzels-Platz Opfer des Kommunismus.
Die weißrussische Delegation wurde u.a. von Präsident Vaclav Havel empfangen. Er wollte mit diesem Empfang tschechische und europäische Politiker und die breite Öffentlichkeit auf die Verletzung der Menschenrechte in Weißrussland aufmerksam machen. Die Gesprächspartner tauschten sich besonders über die Aktivitäten der demokratischen Opposition und deren Pläne für die Zukunft aus. Präsident Havel würdigte vor allem die Tatsache, dass sich die Oppositionsströmungen auf einen gemeinsamen Kandidaten für die bevorstehende Präsidentenwahl im Jahre 2001 einigen will. Havel äußerte seine Hoffnung, dass nach dem Niedergang sämtlicher autoritärer Regime in Europa auch Weißrussland einmal Demokratie erleben werde.
Die Unterstützung der weißrussischen Oppositionsbewegung vor der Präsidentenwahl war auch Hauptthema des Treffens der Delegation aus Minsk mit Mitgliedern des Auswärtigen Ausschusses des tschechischen Senats. Der Ausschussvorsitzende Michael Zantovsky verwies darauf, dass der Senat bereits im Juli letzten Jahres eine Resolution angenommen habe, in der die Beunruhigung über die Unterdrückung der Menschen- und politischen Rechte und Freiheiten in Weißrussland öffentlich ausgesprochen wird.
Der tschechische Regierungsbevollmächtigte für Menschenrechte, Petr Uhl, der gleichzeitig als Mitglied der UN-Arbeitsgruppe für willkürliches Aufgreifen von Personen wirkt, versprach den weißrussischen Oppositionsrepräsentanten, die Reise einer UN-Delegation nach Weißrussland zu vermitteln. Er betonte, es sei notwendig demokratisches Streben in allen Staaten der Welt zu unterstützten. Es gebe keine Einmischung in innere Angelegenheiten eines Landes dadurch, dass man die Menschenrechtsverletzung kritisiere.
Radio Prag sprach mit dem Leiter der weißrussischen Delegation, Stanislav Suskevic, u.a. über seine Beziehung zu Tschechien.
"Ich möchte mich einem Aspekt widmen. Ich bin einfach durch Prag bezaubert. Ich war bisher nie in Prag, obwohl ich mich dazu gründlich vorbereitet habe. Ich habe Bildbänder, Enzyklopädien studiert. Ich habe früher, noch zur Zeit der Tschechoslowakei Bratislava besucht, aus einem besonderen Grunde, nämlich als Alexander Dubcek nach einem Autounfall gestorben ist. Als ich nun in Prag spazierte, schwebte immer eine Frage über mir: Wie ist es überhaupt möglich, dass die Leute in Moskau, die Leute im Kreml wollten, diesem Volk neue Ordnung beizubringen. Gott sei dank - diese Steine, die Denkmäler, die Stadt Prag allgemein schützen euch von einer solchen Einmischung. Es freut mich sehr, dass ich Prag sehen kann."