Weniger Rassismus durch Antirassismus-Kampagne?
Von September bis Dezember vergangenen Jahres lief in der Tschechischen Republik eine bewusst provokativ gestaltete Medienkampagne gegen Neofaschismus. Ihr Ziel war es, auf die Gefahren von Neonazismus und auf das Risiko einer steigenden Zahl junger Menschen, die sich dazu bekennen, aufmerksam zu machen. Die Zielgruppe: Menschen im Alter von 15-24 Jahren. Am Mittwoch nun traten die Veranstalter der Kampagne mit der Auswertung an die Öffentlichkeit. Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Silja Schultheis.
Die Kampagne war Teil des langfristigen Projektes "Varianten", das von der Gesellschaft des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens "Mensch in Not" veranstaltet und mit Mitteln aus dem Phare-Programm der Europäischen Union realisiert wurde. Ihr Motto: "Sei nicht gleichgültig. Hilf deinem örtlichen Nazi, irgendein lobenswertes Hobby zu finden. Zeig ihm den Weg, bevor er verroht!" Die kurzen Werbespots, die im öffentlich-rechtlichen sowie im Privatfernsehen liefen und die Poster in den öffentlichen Verkehrsmitteln zielten bewusst auf das Lächerlichmachen von Anhängern rechtsextremer Gruppierungen. Als Werbefeldzug gegen Neonazis will Jan Micka von der für die Umsetzung der Idee verantwortlichen Gesellschaft stereo.com die Kampagne, deren Ursprünge übrigens in Deutschland zu suchen sind, jedoch nicht verstanden wissen:
"Wir machen keine Reklame gegen Nazis, sondern kommunizieren mit unserer Zielgruppe - Menschen zwischen 15-24 Jahren -, und wir kommunizieren mit ihnen eine Idee: Wir bemühen uns, diesen jungen Menschen zu sagen, dass wenn sie Nazis werden, dass sie dann peinliche, dumme und gefährliche Idioten werden. Und es scheint, dass sie das annehmen. Weil es einfach wahr ist. Und weil wir einen Weg gefunden haben, ihnen das zu vermitteln."
Die Ergebnisse, die die Gesellschaft "Mensch in Not" gemeinsam mit stereo.com und dem Regierungsbeauftragten für Menschenrechte am Mittwoch in Prag vorstellten, klingen fast schon zu positiv: 1/3 der Bevölkerung wurde auf die Spots und Plakate aufmerksam. Insbesondere von jungen Menschen bis 24 Jahren - also der Zielgruppe der Kampagne - wurden sie überwiegend positiv aufgenommen. Und vor allem: Bei denjenigen, die die Spots und Plakate sahen, ließ sich danach eine veränderte - negativere - Einstellung zu Rechtsextremisten feststellen. Von Jan Kamenicky, Sprecher der Organisation "Mensch in Not" wollte ich wissen, wie diese Veränderung ermittelt wurde:
"Also, die Veränderungen in der Meinung der Leute hat für uns die Agentur AISA durchgeführt. Die Untersuchung wurde in fünf Wellen gemacht. Jetzt haben wir ein Bild, wie die Situation am Anfang und am Ende aussah. Und wenn wir die Einstellung unserer Zielgruppe am Anfang und am Ende vergleichen, dann können wir einige Veränderungen feststellen."
"Glauben Sie, dass das langfristig ist?"
"Schwierige Frage! Ich hoffe, dass das eine langfristige Sache ist. Aber ich kann nur hoffen..."