Wer studieren will, muss zahlen??

Seit dem 27. Februar 2001 gilt in Tschechien ein neues Hochschulgesetz, das im Rahmen des Programmes für "lebenslanges Lernen" die Möglichkeit eines teilweise bezahlten Studiums einführt. Es gibt auch sonst den Hochschulen mehr wirtschaftliche Freiheiten, die sie nicht zuletzt dazu anhalten sollen, sich nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umzusehen. Wie kurz vor dem Beginn des neuen akademischen Jahres diese neuen Optionen aufgenommen werden, zeigt der folgende Beitrag von Karin Schöne.

Die Diskussion um die Einführung von Studiengebühren ist nicht neu und angesichts des Geldmangels, der die Qualität von Forschung und Lehre und neuerlich auch die reguläre Aufnahme von Studenten arg bedroht, entbrennt sie um so heftiger. Eine besondere Form des bezahlten Studiums stellt bereits jetzt das sog. Programm "für lebenslanges Lernen" dar. Es ermöglicht Abiturienten, die nach den Aufnahmeprüfungen keinen Platz an der Fakultät bekommen haben, sich nach einem selbstfinanzierten Vorbereitungsjahr in das Regelstudium durchzukämpfen. An der Karlsuniversität hat neben der filosofischen und juristischen nun zum ersten Mal auch die sozialwissenschaftliche Fakultät, die fast chronisch von einem großen Ansturm an Interessenten betroffen ist, einen solchen Vorbereitungskurs eröffnet. Wir fragten Frau Zuzanna Veniskova, Mitglied der Geschäftsführung der Fakultät, für wen eine Teilnahme an diesem Programm in Frage kommt.

Es handelt sich dabei um die Vorstellung der Interessenten, die sich um die Aufnahme an die Fakultät beworben und die Bedingungen des Aufnahmeverfahrens erfüllt haben, aber aufgrund fehlender Gelder besonders im Hinblick auf die Kapazitäten der Fakultät nicht angenommen werden konnten.

Die jurisische Fakultät hingegen beabsichtigt auch, Bewerber anzunehmen, die die Aufnahmeprüfung nur knapp, d.h. um ein oder zwei Punkte, verfehlt haben. Die Teilnehmer des bezahlten Vorbereitungsstudiums können nun aber keineswegs mit einer automatischen Übernahme in das Regelstudium rechnen. An der sozial-wissenschaftlichen Fakultät müssen sie dazu schon mindestens sechzig Prozent der Kreditpunkte erreichen. Knapp zwei Wochen vor Studienbeginn haben sich nach Angaben der Fakultät bisher nur 15 interessierte Abiturienten entschlossen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und ihre Chancen auf die Aufnahme über das Sonderprogramm zu vergrößern. Frau Veniskova verriet uns, wieviel die Studenten ihre Initiative pro Halbjahr kostet:

Im Grunde gehen wir davon aus, wieviel der Staat pro Student gewährt. Das heißt die vier Fachbereiche der Fakultät bekommen so etwas mehr als 27.000, also bezahlen die Studenten 28.000 Kronen.

Auf das Versprechen des tschechischen Schulministeriums, ihren Haushaltes um 2 Milliarden Kronen aufzustocken, können sich die Universitäten seit August nicht mehr verlassen, was besonders Fakultäten wie die sozialwissenschaftliche hart trifft. Diese musste bereits letztes Jahr 3000 Bewerber aufnehmen, für die sie keinerlei Zuwendung vom Staat bekam.

Autor: Karin Schöne
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