Wettbewerb ohne einen ersten Preis

Nová Paka (Foto: János Korom Dr., CC BY-SA 2.0 Generic)
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Dass ein Wettbewerb ausgeschrieben wird, ist ein gängiges Prozedere. Dass aber bei der Siegerehrung der erste Preis fehlt, ist wirklich ungewöhnlich. Am vergangenen Mittwoch wurden in Prag die Gewinner des Peter-Parler-Architekturwettbewerbes bekannt gegeben. Warum kein erster Preis vergeben wurde, verrät Bara Prochazkova:

Beroun  (Foto: Archiv Radio Prag)
Städte bekommen neue Impulse zur Verschönerung ihrer öffentlichen Räume, und junge Architekten können ihre Ideen verwirklichen und sich gleichzeitig in der renommierten Architekturszene etablieren - ein durchaus vorteilhaftes Unternehmen für beide Seiten. Dahinter steht die tschechische Peter-Parler-Gesellschaft, die sich systematisch für die Entwicklung der Architektur und der Pflege der Umwelt einsetzt. Diesem Zweck dient auch der Wettbewerb, der bereits zum dritten Mal ausgerufen wurde, so der Senator Jiri Oberpfalzer, der zu gleich als der Vorsitzende der Gesellschaft tätig ist:

"Der Wettbewerb führt zu einer Kommunikation mit den Gemeinden. Diese werden auch dazu inspiriert und motiviert, über ihr Umfeld und eine menschlichere Gestaltung der öffentlichen Räume nachzudenken."

Und wie funktioniert das praktisch? Die Peter-Parler-Gesellschaft spricht ausgewählte Städte an, diese sollen Themen und Aufgaben zur Neugestaltung einzelner Stadtteile vorschlagen. Die ausgewählten Themenbereiche werden dann in einen Wettbewerb für Architekten integriert. Im Jahr 2005 wurden 202 Städte angesprochen, 39 davon zeigten Interesse an dem Wettbewerb. Warum nur ausgewählte Städte angesprochen werden, erklärt Jiri Oberpfalzer:

Nová Paka  (Foto: János Korom Dr.,  CC BY-SA 2.0 Generic)
"Wir sprechen Kreisstädte und kleinere Gemeinden an, denn bei ihnen erwarten wir, dass sie Interesse an diesem Projekt haben. Größere Städte haben eigene Langzeitkonzeptionen für die Entwicklung der Stadt, eigene Architekten sowie andere finanzielle Möglichkeiten als die kleineren Gemeinden."

Die ausgearbeiteten Projekte werden den Städten dann kostenfrei zur Verfügung gestellt, es sei ihre Entscheidung, ob sie die Pläne dann realisieren oder nicht. Aus den 39 Projekten der ersten beiden Jahrgängen werden nun sieben vom Papier in die Realität umgesetzt. Um die Finanzierung muss sich allerdings die Stadt selber kümmern. Und warum wurde nun kein erster Preis vergeben? Der Grund war nicht, dass zu wenig gute Projekte eingereicht worden wären, sondern umgekehrt zu viele, sagt der Jury-Vorsitzende Tomas Hradecny:

"Zwei beste Projekte wurden für die nordböhmische Stadt Nova Paka ausgearbeitet. Wir wollten keinen der Vorschläge zu kurz kommen lassen. An dieser Stelle wollten wir also den Stadtvertretern die Möglichkeit geben, selbst aus zwei Vorschlägen den besseren für ihre Stadt auszuwählen. Wir halten beide Projekte für sehr gut, qualitativ hochwertig, und beide sind realisierbar. Wir wollten der Stadt die Verantwortung und die Auswahl selbst überlassen. Aus diesem Grund haben wir keinen ersten Preis vergeben."