Wirtschafts-Wochenrückblick: 11. bis 17. Mai

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Sommerzeit ist Reisezeit: Der entsprechende tschechische Verband hat jetzt Trends für die beliebtesten Urlaubsziele der Tschechen herausgegeben. Das größte tschechische Reisebüro geht allerdings von einem Rückgang der Verkaufszahlen von Urlaubsreisen aus. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 11. bis 17. Mai.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Der tschechische Verband der Reiseagenturen hat Trends für die Sommerziele der Tschechen ausgemacht: Dabei führen die Slowakei und Kroatien die Rangliste der beliebtesten Reiseziele an. Der Verband stützt sich dabei auf die Buchungszahlen für diesen Sommer. Den beiden Ländern folgen Italien, Österreich und Griechenland.

Die Tschechen machen aber auch gerne Urlaub im eigenen Land. Rund zwei Drittel der Bevölkerung planen demnach eine Reise innerhalb der eigenen Grenzen. Vor allem das große Angebot an sportlichen Aktivitäten macht Tschechien attraktiv. Die staatliche Tourismusagentur CzechTourism stellt dabei ein besonderes Interesse für Reisen in den Böhmerwald, das Altvatergebirge und die Beskiden fest.


Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Die beliebtesten Reiseziele stehen, aber viele Tschechen warten noch mit dem Buchen von Reisen oder wollen gar nicht ins Ausland verreisen: Der Verkauf von Urlaubsreisen geht in Tschechien um voraussichtlich 20 Prozent zurück. Der Grund hierfür sind die Folgen der Flüchtlingskrise und die Befürchtungen der Menschen bei Reisen in bestimmte Regionen. Von der sinkenden Nachfrage zeugten auch die gebuchten Kapazitäten der Charterflüge für den Sommer, so der Leiter des größten tschechischen Reisebüros Exim tours, Ferid Nasr, am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur ČTK.

Ferid Nasr  (Foto: ČT24)
Die diesjährige Sommersaison werde die erste ohne „Last-Minute-Reisen“ sein, so Nasr. Sein Reisebüro reduzierte das Angebot an Urlaubsreisen in die Türkei, nach Tunesien, Ägypten und auf einige der griechischen Inseln um 50 Prozent. Viele europäische Urlaubsregionen wie Spanien und insbesondere Mallorca, Italien und Bulgarien melden bereits jetzt, dass 80 Prozent ihrer Hotelkapazitäten für die Hauptsaison bereits verkauft sind. Im vergangenen Jahr waren zur selben Zeit nur 40 Prozent der Hotels ausgebucht. Deshalb erweitert Exim tours nicht nur sein Angebot für Spanienreisen, sondern auch für Urlaub in Italien, Österreich, in der Slowakei und in Ungarn – im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um das Zehnfache.


Foto: Europäische Kommission
Vom Reisen zu einer Berufsgruppe, die nur selten in den Urlaub fahren können: die Bauern. Die Vertreter der Milchbauern wollen Protestaktionen organisieren, weil die Milchpreise in Tschechien weiterhin im Keller sind. Nach Auskunft der tschechischen Landwirtschaftskammer sind Demonstrationen, Blockaden von Geschäften und weitere Protestaktionen geplant. Als Hauptgrund führen die Bauernvertreter die Untätigkeit des Landwirtschaftsministeriums in dieser Frage an. Das Ministerium ergreife nicht die nötigen Maßnahmen, um die heimischen Milchbauern zu unterstützen. Vor allem bei der Sicherung neuer Märkte versage die Politik, so die Vertreter der Landwirte.

Die Milchbauern erleiden wegen des Preisverfalls hohe Verluste. In den vergangenen 20 Monaten büßten sie so rund neun Milliarden Kronen (330 Millionen Euro) ein. Allein direkt bei den Milchbauern sind so rund 10.000 Arbeitsplätze bedroht. Grund für die Milchkrise ist der hohe Anteil an billigen Importprodukten im tschechischen Handel. Der Anteil ausländischer Erzeugnisse liegt bei rund 42,3 Prozent. Die Abschaffung der Milchquoten und das Exportverbot nach Russland verstärken die massive Überproduktion von Milchprodukten in Europa.


Foto: Kristýna Maková,  Tschechischer Rundfunk
Zum Schluss zur Migration: Eine Studie der Investmentberatungsgesellschaft Cyrrus hat gezeigt, dass die tschechische Wirtschaft vom Zustrom von Migranten profitieren könnte. Arbeitende Migranten würden das Bruttoinlandsprodukt um einen halben Prozentpunkt anheben, zugleich könnten im Rentensystem bis zu 90 Milliarden Kronen (3,3 Milliarden Euro) eingespart werden. Das größte Problem bestehe jedoch in einer angemessenen Integration, so Cyrrus-Analyst František Kronus. Die Investmentberater empfehlen daher eine schrittweise Aufnahme von Migranten. Insgesamt könnten 50.000 bis 80.000 Zuwanderer in der tschechischen Wirtschaft eine Beschäftigung finden. In seiner Studie schlägt Cyrrus konkrete Maßnahmen der Politik zur besseren Integration vor.

Karel Havlíček  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Bei Wirtschaftsverbänden ist man indes skeptisch. Laut Karel Havlíček vom Verband der kleinen und mittelständischen Firmen sind bei seinen Mitgliedern derzeit rund 120.000 Stellen nicht besetzt. Viele der Stellen würden jedoch konkrete Qualifikationen erfordern und gewisse Sprachkenntnisse. Man könne nicht pauschal behaupten, dass Migranten diese Lücken füllen würden, so Havlíček in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.