Wirtschafts-Wochenrückblick: 15. bis 21. April

Foto: Zdeněk Trnka, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der durchschnittliche Lohn in Tschechien ist 2014 um 22 Euro gestiegen, der traditionsreiche Instrumentenbauer Amati-Denak schrieb letztes Jahr erstmals wieder schwarze Zahlen. Das sind zwei der ökonomischen Themen, die zuletzt im Fokus standen. Sie sind im aktuellen WirtschaftsCzech zusammengefasst, es sind Meldungen vom 15. April bis 21. April 2015.

Jitka Erhartová | Foto: ČT24
Der durchschnittliche Monatslohn in Tschechien lag im vergangenen Jahr bei 25.686 Kronen (935 Euro). Das sogenannte Medianeinkommen (mittleres Einkommen) lag bei 21.629 Kronen (790 Euro). Dieser Wert berechnet sich anhand der Einkommen, die tatsächlich in der Mitte der Skala liegen; es lässt extrem niedrige oder hohe Löhne außer Acht, informierte am vergangenen Mittwoch das Tschechische Statistikamt (ČSÚ).

Der Durchschnittslohn stieg im vergangenen Jahr um 608 Kronen (22 Euro), das entspricht einem realen Wachstum von zwei Prozent. Bei 80 Prozent der Arbeitnehmer lag das monatliche Bruttoeinkommen zwischen 12.000 (437 Euro) und 42.000 Kronen (1528 Euro). „Die höchsten Einkommen gibt es langfristig im Finanz- und Versicherungsbereich. Nur knapp dahinter liegen die Angestellten im Bereich der Informationstechnologien und der Kommunikation. In diesen Bereichen übersteigen die Löhne die durchschnittlichen Gehälter anderer Branchen zum Teil um das Doppelte“, sagte Jitka Erhartová vom Statistikamt.

Foto: Eva Odstrčilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Der durchschnittliche Monatslohn hat sich seit 2000 fast verdoppelt. Damals lag er bei 13.219 Kronen (entspricht heute 481 Euro). Dafür haben sich nahezu auch alle Kosten verteuert. Neben den Mieten und Wohnungsnebenkosten trifft das vor allem auf „Dienstleistungen“ wie etwa Kinoeintrittskarten, Fahrpreise und Postgebühren zu.


Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Bio-Produkte sind in Tschechien immer gefragter. 2013 gaben die Menschen hierzulande rund zwei Milliarden Kronen (74 Millionen Euro) für Öko-Lebensmittel aus. Dies waren 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahlen wurden vor einer Woche vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht.

Trotz der gestiegenen Nachfrage nach Bio-Produkten aber bleibt ihr Anteil am Gesamtverbrauch von Lebensmitteln und Getränken hierzulande sehr niedrig: 0,71 Prozent. Wie Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) erklärte, sei indes seit drei Jahren eine Belebung des Marktes für Bio-Lebensmittel zu beobachten. Der steigende Konsum hänge mit dem immer größeren Interesse an direkt vermarkteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen zusammen – häufig seien diese in Bio-Qualität zu finden, so der Minister. Merklich dazu beitragen würden die inzwischen ziemlich populären Bauern-Märkte und -Geschäfte ebenso wie die Abo-Kistensysteme, bei denen die Hersteller Bio-Produkte direkt ins Haus liefern.

Marian Jurečka  (Foto: ČT24)
Durch staatliche Förderung soll laut Minister Jurečka die ökologische Landwirtschaft und die Bio-Nahrungsmittelproduktion weiter ausgebaut werden. Dass der Anteil an Bio-Qualität am gesamten Lebensmittelmarkt in Tschechien weiter niedrig ist, wird mit den Preisen von Bio-Produkten begründet. In den tschechischen Läden sind sie in der Regel doppelt so teuer wie übliche Produkte.


Foto: Požáry.cz
Die Zahl der Mikrobrauereien in Südmähren ist in letzter Zeit gestiegen. Dies gilt auch für die Regionen, die vor allem durch ihre Weinproduktion bekannt sind.

In Mikulov / Nikolsburg wird neben der Mikrobrauerei Mamut eine weitere Brauerei im Hotel Galant errichtet. Sie wird 150.000 Liter Bier jährlich produzieren. Es werde sich vor allem um helles Lagerbier handeln, so Michal Kreps, der Verantwortliche für die hoteleigene Bierproduktion. Die neue Brauerei wird Kreps zufolge am 2. Mai eröffnet.

Früheres Brauereigelände in Znojmo  (Foto: Michal Maňas,  Wikimedia CC BY 2.5)
Eine neue Mikrobrauerei gibt es seit letzter Woche in Hustopeče / Auspitz bei Břeclav / Lundenburg. Auch in Bítov / Vöttau und in Hovorany bei Hodonín / Göding werden bald Mikrobrauereien eröffnet. In der großen Brauerei in Znojmo / Znaim wurde bis 2009 das Hostan-Bier gebraut. Nach der Stilllegung der städtischen Brauerei wurde die Produktion nach Brno / Brünn zur dortigen Starobrno-Brauerei verlegt. Das frühere Brauereigelände in Znojmo hat inzwischen ein Privatinvestor gemietet. Er plant, ab August dieses Jahres dort wieder Bier zu brauen. Zuvor sollen die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude im Areal in Stand gesetzt werden.

Im gesamten Land gibt es derzeit rund 250 Mikrobrauereien. Experten zufolge wird ihre Zahl weiter zunehmen.


Foto: Archiv Amati-Denak
Der traditionsreiche Instrumentenbauer Amati-Denak im westböhmischen Kraslice / Graslitz hat nach mehreren Jahren wieder einen Gewinn verzeichnet. Die Firma hat sich inzwischen wieder auf mehreren Märkten wie in Deutschland, den USA und China durchgesetzt.

In den vergangenen Jahren stand der traditionelle Hersteller von Holz- und Blechblasinstrumenten Amati-Denak häufig in den roten Zahlen. Zuletzt waren sie auf bis zu minus acht Millionen Kronen (293.000 Euro) im Jahr gestiegen. Nun gelang der Firma die Trendwende. Zum Jahresabschluss 2014 wurde ein Plus von 18 Millionen Kronen (660.000 Euro) verzeichnet. Auch in diesem Jahr sehe die Entwicklung positiv aus, erklärte Firmenleiter Václav Hlinička gegenüber der Presseagentur ČTK. „Die Bedingungen ändern sich. Der schwächere Kurs der Krone hat uns geholfen. Wir haben uns auf dem Markt mit besseren und teureren Instrumenten etabliert und zudem eine Restrukturierung abgeschlossen, die zur Kostensenkung beigetragen hat“, ergänzte Hlinička.

Foto: Zdeněk Trnka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
1990 wurde der Staatsbetrieb Amati mit Sitz im westböhmischen Kraslice / Graslitz privatisiert. 1993 wurde die GmbH Amati-Denak gegründet, wobei der Name Denak eine Abkürzung der tschechischen Bezeichnung „Dechové nástroje Kraslice“ (Blechblasinstrumente Kraslice) ist. Die Herstellung von Schlaginstrumenten stellte die Firma ein. 2007 beschloss die Unternehmensleitung, sich nicht mehr auf billige Instrumente für Musikschulen, sondern auf Instrumente für professionelle Musiker zu konzentrieren. 95 Prozent der Produktion von Amati Denak werden exportiert. Die wichtigsten Absatzmärkte sind Deutschland und die USA. Zudem biete China große Perspektiven, meint die Firmenleitung.


Mafra-Verlag | Foto: Aktron,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0
Der größte tschechische Medienkonzern Mafra steht in Tschechien unter ständiger Beobachtung. Der Grund: Er gehört seit knapp zwei Jahren zum Firmenkonsortium Agrofert von Finanzminister Andrej Babiš. In der vergangenen Woche wurden die Jahreszahlen für 2014 veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppelte das Medienhaus seinen Betriebsgewinn auf nunmehr 266 Millionen Kronen (9,68 Millionen Euro). Die Umsätze gingen im Vergleich zu 2013 indes um 0,5 Prozent auf 2,47 Milliarden Kronen (89,9 Millionen Euro) zurück.

Die Verdopplung des Betriebsgewinns sei in erster Linie auf eine Steigerung der Effektivität innerhalb des Konzerns zurückzuführen. Bisherige Tochtergesellschaften gingen im vergangenen Jahr in Mafra auf, zudem wurden die regionalen Strukturen verschlankt. „Darüber hinaus haben wir die Zeitungen mit täglichen vollwertigen Zeitschriften-Beilagen ergänzt, ganz neu hinzugekommen ist die Bezahl-Zeitschrift Téma“, sagte der Vorstandsvorsitzende Štěpán Košík der Nachrichtenagentur ČTK. Im kommenden Jahr erhofft sich der Konzern einen Betriebsgewinn von über 300 Millionen Kronen.

Das Medienhaus gibt in Tschechien die Tageszeitungen „Mladá fronta Dnes“ und „Lidové noviny“ sowie das kostenlose Blatt „Metro“ heraus. Damit erreicht Mafra täglich 30 Prozent der tschechischen Bevölkerung. Ins Portfolio gehören außerdem 12 Zeitschriften. Die Internetportale von Mafra nutzen monatlich fünf Millionen Menschen in Tschechien, die Klickzahlen übersteigen die Zahl von 800.000 Millionen. Auch die Musiksender Óčko, Óčko Gold und Óčko Expres sind Bestandteil des Mafra-Konzerns, genauso die Druckereien Mafraprint und das Verlagshaus Mafra Slovakia.