Wirtschafts-Wochenrückblick: 2. bis. 8. März
Tschechiens Wirtschaft boomt, das wirkt sich zum einen auf die Beschäftigungssituation aus, aber auch auf den Devisenmarkt. Dennoch bezeichnen sich viele als arm. Ihr 130-jähriges Bestehen konnte außerdem eine nordböhmische Glashütte feiern. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 2. bis. 8 März.
Das geplante Ende der Intervention am Devisenmarkt verschiebt sich nach Angaben der Nationalbank wahrscheinlich bis ins Jahr 2017. Geplant war das Ende für das zweite Quartal 2016.
Die tschechische Wirtschaft hat im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent zugelegt. Das ist das größte Wachstum seit acht Jahren. Das Statistikamt bestätigte vergangene Woche die vorläufigen Zahlen vom Februar. Das Ergebnis für das vierte Quartal 2015 wurde von den Statistikern leicht nach oben korrigiert: Von Oktober bis Dezember wuchs das tschechische Bruttoinlandsprodukt um 4,0 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte mehr als ursprünglich angenommen. Auch die Aussichten für das erste Quartal dieses Jahres fallen etwas positiver aus. Anstatt einem Rückgang um 0,1 Prozent wird nun mit einer Null gerechnet. Premier Sobotka zeigte sich erfreut, dass das Wachstum auch die Beschäftigung mitgezogen hat. Tschechien könne „hervorragende Ergebnisse auf dem Arbeitsmarkt“ verbuchen. Die Beschäftigungsquote liegt seinen Aussagen nach derzeit bei 71 Prozent. Das sei der höchste Wert seit der Gründung des eigenständigen Staates im Jahr 1993, betonte Sobotka. Auch Wirtschaftsanalysten beurteilen Wachstum und Arbeitslosenrate positiv. Allerdings seien nicht wie gewünscht auch die Verbraucherpreise angemessen gestiegen, gab der Chefökonom der Handelsbank ČSOB, Petr Dufek, zu bedenken.
Trotz Tschechiens florierender Wirtschaft hält ein Drittel der Tschechen die eigene Familie für arm. Der Hälfte der Bürger gelingt es zu sparen, und 44 Prozent der Menschen in Tschechien kommen ihrer eigenen Aussage zufolge problemlos mit dem Einkommen aus. Das sind die drei auffälligsten Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem. Die Analysten zogen daraus das Fazit, dass sich die subjektive Bewertung der tschechischen Haushalte über ihre finanzielle Situation allmählich zum Besseren wende. Ein Beleg dafür ist die Zahl derer, die erklärten, dass sie imstande seien, Geld für künftige Zwecke zu sparen. Früher überwogen hierzulande diejenigen, die angaben, nicht sparen zu können. Heute aber sind die Tschechen in zwei fast gleichgroße Gruppen unterteilt – in die Sparer und die Nichtsparer. Ein weiterer Beleg ist der Anteil jener, die ihre Familie für arm halten. Vollkommen überzeugt von ihrer Armut sind sieben Prozent der Haushalte.
Als Veranschaulichung dafür, dass das Gefühl arm zu sein ein sehr subjektives ist, fügte Stem der Umfrage indes auch dieses „Resultat“ bei: Mehr als ein Drittel der Befragten mit einem Gesamtvermögen von bis zu 300.000 Kronen (11.000 Euro) gaben an, sich nicht für arm zu halten. Demgegenüber erklärte nahezu ein Fünftel derer, die angaben, über einen Besitz von über zwei Millionen Kronen (75.000 Euro) zu verfügen, dass sie arm seien.
Vor 130 Jahren gründete Anna Rücklová die Rückl-Glashütte. Sie ist die älteste Glashütte im nordböhmischen Kamenický Šenov / Steinschönau. Heute trägt die 1886-entstandene Glashütte den Namen Severosklo und ist die einzige Glasfabrik in Europa, die spezielle Augenschutzfilter und Schilder herstellt. 1976 began die Produktion von Schweißer-Schutzschirmen, Schildern und Augenschutzbrillen.
Heute sind in der kleinen Glashütte 40 Menschen beschäftigt. Rund 80 Prozent der Produktion werden exportiert. Zu den größten Abnehmern gehören zurzeit Schiffswerften in Südkorea. Dank der hohen Qualität würden die Abnehmer Produkte aus Severosklo, gegenüber chinesischen bevorzugen, sagte Alena Štíbrová von der Glasfabrik in Kamenický Šenov.