Wirtschafts-Wochenrückblick: 21. bis 27. Januar

Foto: Alan Chia, CC BY-SA 2.0

Ausbleibende Entschädigungszahlungen für Verluste wegen der Russland-Sanktionen sowie der Kursverfall der Tschechischen Krone und dessen Folgen. Das sind zwei der wesentlichen Wirtschaftsnachrichten der zurückliegenden Woche. Die Meldungen dazu und zu weiteren Themen sind im aktuellen WirtschaftsCzech zusammengefasst, es sind Meldungen vom 21. bis 27. Januar 2015.

Großmolkerei Madeta  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Tschechische Firmen erhalten keine Entschädigungszahlungen für Verluste, die sie als Folge der Russland-Sanktionen erlitten haben. Die einzige Ausnahme bilden die Landwirte.

Landwirte und Lebensmittelunternehmen spüren die Folgen der Sanktionen am stärksten. Die südböhmische Großmolkerei Madeta zum Beispiel exportiert in etwa 1500 Tonnen Milchprodukte pro Jahr nach Russland. Wegen des russischen Einfuhrverbots musste sie ihre Produktion um ein Fünftel senken. Nach Aussage von Unternehmensleiter Milan Teplý werde es zudem schwierig sein, auf den russischen Markt zurückzukommen.

Foto: Štěpánka Budková
Die Europäische Union hat Kompensationen für die Bauern aus allen 28 Mitgliedsstaaten beschlossen. Die dafür bestimmten Finanzen waren aber schon nach fünf Tagen ausgeschöpft, auch weil sich zeigte, dass 90 Prozent der Anträge aus Polen kamen. Als neue Absatzmärkte ihrer Exportprodukte ziehen die tschechischen Landwirte daher Kasachstan, Weißrussland und die Länder der arabischen Halbinsel in Erwägung, denn dort ist die Nachfrage deutlich gestiegen.


Foto: Europäische Kommission
Etwa zehn Prozent der Tschechen bestellen sich Lebensmittel über das Internet. Durchschnittlich tun sie das etwa zehn Mal pro Jahr und geben dabei etwa 500 Kronen (18 Euro) aus. Dies geht aus einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Incoma Gfk hervor. Im vergangen Jahr wurden online Lebensmittel im Wert von drei Milliarden Kronen (107 Millionen Euro) umgesetzt, davon ausgenommen sind Alkohol sowie nichtalkoholische Getränke. Im Vergleich zum Gesamtumsatz an Lebensmitteln, der bei 152 Milliarden Kronen (5,4 Milliarden Euro) liegt, ist der Anteil online bestellter Nahrungsmittel bislang noch überschaubar.

Zdeněk Skála  (Foto: ČT24)
Nach Meinung des Wirtschaftsanalysten Zdeněk Skála sei für die kommenden Jahre aber mit einem Anstieg zu rechnen. Ganz vorne bei den Online-Bestellungen liegen momentan konservierte Lebensmittel, Kaffee, Tee, Süßigkeiten oder etwa besonders gesunde Lebensmittel. Am beliebtesten sind die E-Shops der Ketten Kaufland und Tesco.


Foto: bplanet,  FreeDigitalPhotos.net
Am vergangenen Freitag hat die tschechische Währung eine psychologische Marke in ihrem Wechselkurs zum Dollar durchbrochen. Gegen Mittag wurde sie am Devisenmarkt mit einem Kurs von 25,01 Tschechischen Kronen für einen US-Dollar gehandelt. Das war die niedrigste Taxierung der Krone zum Dollar seit dem Sommer 2005. Auch zum Euro ist der Wert der Krone vergleichsweise niedrig.

Die schwache Krone könnte nun unter anderem dazu führen, dass die Zahl der slowakischen Arbeitsmigranten in Tschechien in Zukunft zurückgeht. Dieser Trend geht aus einer Umfrage unter mehreren Personalagenturen hervor, die von der Nachrichtenagentur ČTK durchgeführt wurde. In Tschechien bilden die Slowaken die zweitgrößte Gruppe an Immigranten.

Foto: Kristýna Maková
Vor allem Angestellte im Niedriglohnsektor, die zwischen Tschechien und der Slowakei pendeln, würden sich dies wegen des schlechten Wechselkurses in Zukunft wohl gut überlegen, glaubt der Generaldirektor der McRoy Group, Luboš Sirota. Die Löhne in der Industrieproduktion lägen in Tschechien bei durchschnittlich 600 Euro. Nach Abzug der Kosten für Unterkunft und Verpflegung bliebe den Arbeitnehmern demnach eine Summe, für die sich die Anreise nach Tschechien kaum mehr lohne, so Sirota. Für höher qualifizierte Slowaken sei der Arbeitsmarkt in den Ländern der Eurozone ohnehin finanziell lukrativer.


Igráček  (Foto: Slady,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Die traditionellen Spielzeughersteller in Tschechien rechnen für dieses Jahr mit einem neuen Absatzrekord im Ausland. Ihren Erwartungen nach wird 2015 der Export um durchschnittlich 17 Prozent zulegen. Das gab der Verband der tschechischen Spielzeughersteller am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz in Prag bekannt. Vorläufigen Schätzungen des Verbandes zufolge werden Spielwaren in einem Gesamtwert von nahezu zwei Milliarden Kronen (ca.70 Millionen Euro) exportiert.

In Tschechien gibt es zirka 230 traditionelle Spielzeughersteller. Im Jahr 2013 haben diese Firmen Spielwaren in einem Volumen von 2,2 Milliarden Kronen (ca. 79 Millionen Euro) produziert, davon wurden Waren im Wert von 1,6 Milliarden Kronen (ca. 57 Millionen Euro) exportiert. Neben den tschechischen Herstellern haben mit Lego, Simba, Playmobil und Ravensburger auch vier große internationale Hersteller Produktionsstätten in Tschechien.


Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Bisher musste die tschechische Regierung das Parlament immer über die Ausgabe von Staatsanleihen abstimmen lassen. Am Freitag vergangener Woche ging das sogar schief, als die drei Koalitionspartner wegen halbleerer Bänke im Abgeordnetenhaus nicht ausreichend Stimmen fanden. Doch die Mitte-Links-Regierung musste sich nicht lange ärgern, denn schon am Montag unterzeichnete Staatspräsident Miloš Zeman eine Gesetzesnovelle, mit der die Spielregeln geändert werden.

Laut der Neuerung muss die Regierung die Ausgabe von Staatsanleihen nicht mehr in einem gesonderten Gesetz festschreiben. Deswegen kann sie die geplanten Schuldverschreibungen bei einer der nächsten Kabinettssitzungen nun selbst beschließen. Es handelt sich um die Emission von Papieren in einem Gesamtumfang von 674 Milliarden Kronen (24 Milliarden Euro). Mit dem Geld sollen die Schulden der öffentlichen Hand aus dem vergangenen und vorvergangenen Jahr beglichen werden. Die Zahlungen werden in diesem und dem nächsten Jahr fällig.