Wirtschafts-Wochenrückblick vom 9. bis 15. November

Foto: Archiv ČEZ

Tschechien bemüht sich weiterhin um Investitionen aus dem Reich der Mitte und will dabei führend in der Region werden. Der Tourismus brummt von Böhmerwald bis zu den Weißen Karpaten. Außerdem kaufen die Tschechen am liebsten das, was sie schon lange kennen. Dies und mehr im Wirtschafts-Wochenrückblick vom 9. bis 15. November.

Jaroslav Tvrdík  (Foto: Štěpán Kotrba,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
China und Europa sollen immer mehr zusammenwachsen. Dazu fand ab Montag in Prag ein dreitägiges tschechisch-chinesisches Investitionsforum statt. Insgesamt etwa eintausend Gäste nahmen daran teil. Davon kam die eine Hälfte aus China, 400 Teilnehmer aus Tschechien und etwa einhundert Gäste aus insgesamt dreizehn Ländern Mittel- und Osteuropas.

Auf dem Forum wurde das Projekt „Neue Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Plattform für Zusammenarbeit, an der sich 16 Länder Mittel- und Osteuropas und China beteiligen. Tschechien hat sich im Oktober letzten Jahres der Plattform angeschlossen. Vor einer Woche wurde in Riga ein Investitionsfonds zur Förderung gemeinsamer Projekte gegründet. Laut Jaroslav Tvrdík, dem Vorsitzenden der Tschechisch-chinesischen Kammer für bilaterale Zusammenarbeit, will die Tschechische Republik neben Polen eine Führungsrolle in der Gruppe übernehmen.


Foto: Anne McKenzie,  Flickr,  CC BY-SA 2.0
Auch der Tourismus war ein Thema beim tschechisch-chinesischen Investitionsforum. Diesem geht es hierzulande aber auch so prächtig. In den tschechischen Touristen-Unterkünften haben in den ersten drei Quartals dieses Jahres fast 6,7 Millionen Gäste übernachtet. Das ist ein Zuwachs von 7,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Pensionen stieg um 5,5 Prozent auf 19,1 Millionen Nächte. Das gab das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Mittwoch bekannt. Damit wurde der Trend fortgesetzt, dass der Besucherstrom in Tschechien vor allem in der Hauptsaison von Jahr zu Jahr zunimmt.

„Auf regionaler Ebene hat sich die Zahl der Gäste in den Übernachtungseinrichtungen fast flächendeckend erhöht. Die einzige Ausnahme ist der Kreis Plzeň / Pilsen – hier musste man einen Rückgang um 0,2 Prozent hinnehmen“, informierten die Statistiker. Die meisten ausländischen Gäste kamen schon traditionell aus Deutschland. Aus dem Nachbarland wurden über 550.000 Besucher registriert, im Jahresvergleich ist das ein Zuwachs von 4,6 Prozent. Den zweiten Platz belegen die Slowaken, von ihnen kamen nahezu 207.000 Besucher nach Tschechien. Auf dem dritten Platz liegen die Polen, gefolgt von den US-Amerikanern und den Briten. Den größten Zuwachs erfuhren die Gäste aus Südkorea, dahingegen kamen aber immer weniger Russen nach Tschechien


Foto: Jan Rosenauer,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Hoffentlich kommen die Touristen aber auch umweltfreundlich nach Tschechien. Denn was die umweltfreundliche Mobilität angeht, will Tschechien Spitzenreiter werden. Der tschechische Staat hat erstmals ein Programm aufgelegt, um den Kauf von Öko-Autos durch Gemeinden und Kreise finanziell zu unterstützen. Über das Umweltministerium stehen insgesamt 100 Millionen Kronen (3,7 Millionen Euro) zur Verfügung. Ab sofort könnten Anträge eingereicht werden, sagte Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Prag. Gefördert wird sowohl die Anschaffung von reinen Elektroautos, als auch von Plug-In-Hybriden und Fahrzeugen mit Gasantrieb. Das Geld solle zu 80 Prozent für die ersten beiden Automodelle verwendet werden, so Brabec.

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Mit dem Programm solle die Nachfrage nach Ladestationen und weiterer notwendiger Infrastruktur für Öko-Autos angestoßen werden, sagte Umweltminister Brabec. Gerade Kreise und Gemeinden sowie die von ihnen betriebenen Organisationen eigneten sich für das Pilotprojekt, da ihre Fahrzeuge viele Kilometer führen. Auf tschechischen Straßen sind derzeit rund 1000 Elektroautos unterwegs sowie 15.000 Fahrzeuge mit Gasantrieb. Im vergangenen Jahr hat die Mitte-Links-Regierung einen Aktionsplan aufgelegt, demnach soll die Zahl bis 2025 auf 95.000 Elektroautos und Plug-In-Hybride steigen.


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Auf jeden Fall sollten die tschechischen Autohersteller da mitziehen. Denn wer in Tschechien einkaufen geht, entscheidet sich mehrheitlich für Produkte, die er gut und lange kennt. Das hat nun eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem/Mark ergeben. Die Demoskopen konnten so rund 600 Artikel in 60 Kategorien in Bestenlisten zusammenfassen.

Besonders dem tschechischen Gaumen schmecken vor allem tschechische Lebensmittel. So schlägt bei den Softdrinks die heimische Kofola die amerikanische Brause-Konkurrenz um Längen. Aber auch was Schnaps, Wodka und ähnliches angeht, entscheiden sich die Tschechen eher für die einheimischen Branntweine, als für die der großen internationalen Player. Besonders beliebt sind aber auch tschechische Milchprodukte, die Erzeugnisse der Molkereien Pribináček und Mlekárna Kunín belegen hier beim Kundenvertrauen die Spitzenplätze. Ebenso der Internethandel und die Dienstleistungen sind hierzulande fest in tschechischer Hand.

Foto: YouTube Kanal von Savo
Ein etwas anderes Bild ergibt sich jedoch bei Kosmetik- und Reinigungsartikeln. Zwar putzen die Tschechen am liebsten noch mit Savo. Doch Deo, Shampoo und Zahnpasta kommen vornehmlich aus dem Ausland. Auch bei den Einzelhändlern triumphieren besonders deutsche Ketten.


Kartoffelstärke  (Foto: Onlymyself65536,  CC BY-SA 3.0)
Und zum Schluss geht es noch einmal über die Lieblingsknolle der Tschechen, wenn auch in nicht ganz so rein genießbaren Form. Die Firma Lyckeby Amylex im westböhmischen Horažďovice ist der größte Produzent von Kartoffelstärke in Tschechien. Dank der sehr guten Qualität der Knollen und den hohen Erträgen rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einer Rekordproduktion.

Die Firma wird den Schätzungen zufolge in diesem Jahr 20.000 Tonnen Kartoffelstärke produzieren. Dies wäre um einige Prozent mehr als im Rekordjahr 2014. Dies teilte der Direktor des schwedisch-tschechischen Unternehmens, Vladimír Klička, gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK mit. Klička ist zudem Vizevorsitzender des Verbandes tschechischer Kartoffelproduzenten. Das Wetter sei für die Speisekartoffel ideal gewesen, aber auch für die Sorten, die zur Kartoffelstärke verarbeitet werden, erklärte der Experte. Im vergangenen katastrophalen Jahr verarbeitete die Firma Klička zufolge 56.000 Tonnen Kartoffel und produzierte 12.000 Tonnen Stärke. In diesem Jahr rechnet der Direktor hingegen mit einer Rekordproduktion.