Woche der Bibliotheken soll neue Leser locken

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Verstaubte Ecken, eine düstere Beleuchtung und eine ältere Dame mit dicker Brille am Empfang - so stellt sich der eine oder andere eine Bibliothek vor. Diese düsteren Vorstellungen gehören längst der Vergangenheit an, heute versuchen Bibliotheken, sich in moderne Lesesäle zu verwandeln - manche zumindest. Über die Woche der Bibliotheken berichtet Bara Prochazkova:

Foto: Archiv Radio Prag
Rund 400 Bibliotheken in Tschechien versuchen in dieser Woche, neue Leser, vor allem Kinder und Jugendliche, zu einem Besuch einer Bücherei zu motivieren. In vielen Bibliotheken finden die ganze Woche lang Vorträge, Lesungen und Wettbewerbe statt. Die Veranstaltungsreihe "Woche der Bibliotheken" wird bereits zum neunten Mal vom Verband der Bibliothekare und Informationsmitarbeiter auf die Beine gestellt. Das Motto der Woche lautet "Große und kleine Tschechen", sagt der Vorsitzende des Verbandes, Vit Richter:

"Es ist eine gewisse Reaktion auf die Umfrage auf der Suche nach dem Größten Tschechen, die das Tschechische Fernsehen durchgeführt hat. Für die Bibliotheken war es eine interessante Aktion, weil sie in der Zeit ein erhöhtes Interesse für die Literatur von denjenigen Autoren verzeichnet haben, die in der Umfrage erfolgreich abgeschnitten haben. Das Motto `Große und kleine Tschechen` bedeutet, dass wir die kleineren Tschechen in den Regionen unterstützen wollten. Jede Region hat ihren eigenen großen Tschechen und jede Bibliothek sollte sich im Rahmen der Programmwoche auf diese Autoren konzentrieren und sie vorstellen."

Im landesweiten Durchschnitt sind 15 Prozent der Bürger in Bibliotheken registriert, in Ausnahmen verzeichnen Bibliotheken bis zu 30 Prozent interessierte Bürger, beschreibt Vit Richter:

"Die tschechischen Bibliotheken können nicht über Desinteresse der Leser klagen. Die entscheidenden statistischen Daten steigen in den letzten Jahren. Im vergangenen Jahr haben die Büchereien 73 Millionen Ausleihen registriert. Das ist um eine Million mehr als im Jahr davor. Des Weiteren gab es 21 Millionen Besuche, dies ist um eine halbe Million mehr als im Jahr davor. Also bis jetzt gibt es ein großes Interesse für Bibliotheken."

Im europäischen Durchschnitt scheint das aber wenig zu sein, fügt Richter hinzu. Die unlängst veröffentlichte internationale Statistik (Progress in International Reading Literacy Study) sagt, dass ein Drittel der tschechischen Jugendlichen gar nicht oder selten liest. Rund 43 Prozent der Schüler besuchen keine Bibliothek. In Tschechien gibt es jedoch im Durchschnitt mehr Bibliotheken als in anderen europäischen Staaten, erklärt Vit Richter:

"Ein Gesetz aus dem Jahr 1919, das vom damaligen tschechoslowakischen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk initiiert wurde, schrieb den Gemeinden vor, Bibliotheken zu gründen und zu verwalten. Auch wenn diese Pflicht nicht mehr besteht, pflegen die Städte ihre Bibliotheken auch weiterhin."