Wundersames Neratov
Direkt an der Grenze zu Polen, die mitten durch das Flüsschen Wilde Adler verläuft, liegt Neratov / Bärnwald. Dieser Ort im Adlergebirge ist eigentlich so etwas wie ein Wunder. Die hiesige Kirche bezaubert zum Beispiel jeden. Sie liegt am Weg der Versöhnung, um die Wunden von Nationalsozialismus, Vertreibung und kommunistischer Herrschaft zu heilen.
Schon ab der Mitte des 17. Jahrhunderts kamen an dem Ort Legenden auf über Wunderheilungen, die mit der Statue der Jungfrau Maria und den hiesigen Heilquellen verbunden waren. Das damalige Bärnwald wurde zum Wallfahrtsort, und die frühere Holzkirche wurde durch die Barockkirche Mariä Himmelfahrt ersetzt. Von diesem Sakralbau steht heute nur noch das Presbyterium, das heute als Friedhofskapelle dient.
Die heutige Kirche Mariä Himmelfahrt stammt von der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dass sie heute noch steht, gleicht aber wirklich einem Wunder. Zu Ende des Zweiten Weltkriegs brannte die Kirche aus. 1945/46 begannen die damals überwiegend deutschsprachigen Bewohner damit, zumindest das Dach zu erneuern. Doch dann wurden sie vertrieben. Der Grenzstreifen war danach entvölkert und Neratov dem Verfall preisgegeben. 1973 sollte die Kirche abgerissen werden, doch zum Glück fehlte das Geld dafür.
Als der Pfarrer Josef Suchár in den 1990er Jahren die Kirchengemeinde übernahm, begann auch Neratov wieder zu leben. Die Gottesdienste wurden zunächst in den Ruinen der Kirche abgehalten. Aber es zogen auch wieder Menschen in den Ort. Pfarrer Suchár konnte einige junge Familien davon überzeugen, sich dauerhaft anzusiedeln. Die Familien nahmen neben ihren eigenen Kindern auch Waisenkinder auf. So entstand 1992 der Verein Neratov. Dieser kümmert sich nicht nur um die Erneuerung von Dorf und Kirche, sondern hilft auch Pflegefamilien und bietet Behinderten sowohl Unterkünfte als auch Arbeit in einer speziellen Werkstatt. 1996 kamen dann sogar die vertriebenen früheren Einwohner erstmals in Neratov wieder zusammen.
In der Kirche wird derzeit gebaut. Aber auch so schon fasziniert sie die Besucher. Denn das Dach besteht aus einer kreuzförmigen Glaskonstruktion, sodass die bloßen Kirchenwände ein außergewöhnliches Spiel des Lichts bieten. Die schlichte Ausstattung harmoniert mit dem eigenartigen Bau, der auch noch wegen seiner Nord-Süd-Ausrichtung ungewöhnlich ist. Deswegen fallen am ersten Weihnachtsfeiertag zum Beispiel die Sonnenstrahlen direkt in den Altarraum.
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