XIV. All-Sokol-Turnfest zieht Prager und Gäste in seinen Bann

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Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, die europaweit die Schlagzeilen beherrscht, ist die Tschechische Republik seit ihrem Ausscheiden vor anderthalb Wochen nur noch Zaungast. Das verhagelt dem Fußballfan hierzulande zwar etwas die Laune, ist aber andererseits die Chance für weitere Sportevents, wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Die Mitglieder und Freunde der Tschechischen Sokolgemeinde (COS) genießen es daher, dieser Tage im Rampenlicht zu stehen. Denn am Samstag wurde in Prag das XIV. All-Sokol-Turnfest eröffnet, das die Prager und ihre Gäste noch bis Donnerstag in seinen Bann ziehen wird. Lothar Martin berichtet.

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Alle sechs Jahre begeht die Tschechische Sokol-Gemeinde - mit rund 190.000 Mitgliedern die viertgrößte Massenorganisation in der Tschechischen Republik - den Höhepunkt ihrer insbesondere auf Sport und Körperertüchtigung ausgerichteten Tätigkeit: das so genannte All-Sokol-Turnfest. Dieses sportliche wie gesellschaftliche Ereignis kann man in seiner 14. Auflage seit Samstag wieder in Prag erleben. Bei der feierlichen Eröffnung des Sokoltreffens in der Prager Sazka Arena begrüßte COS-Vorsitzender Jaroslav Bernard die über 15.000 anwesenden Mitglieder und Gäste unter anderem mit diesen Worten:

"Im Geiste unserer mehr als 120-jährigen Tradition der Sokol-Vereinigungen in der gesamten Welt haben wir uns hier in Prag zum 14. All-Sokol-Sportfest versammelt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir unseren Gästen, aber insbesondere uns selbst das breite Spektrum unserer Tätigkeit und die erreichten Ergebnisse demonstrieren".

Das Betätigungsfeld der Sokol-Gemeinde wurde inzwischen auch auf kulturelle Aktivitäten ausgeweitet, wobei vor allem Folklore- und Puppenspielensemble sehr hoch im Kurs stehen. Das bestätigte auch der Vorsitzende des Sokol-Vereins in München, Jan Truncik, der gegenüber Radio Prag außerdem ausführte:

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"Wir sind 60 bis 65 Mitglieder, und wir haben das Glück, dass jetzt wieder neue Leute zu uns stoßen. Die Turnhalle ist stets ausgelastet, wir sind sehr zufrieden, denn es läuft bei uns."

Die Wiederbelebung der Tätigkeit der Sokol-Gemeinde, die auch über die Landesgrenzen hinaus ihre Vereine und Mitglieder hat, ist vor allem auf die politische Wende 1989 in der damaligen Tschechoslowakei zurückzuführen. Denn in der 40-jährigen Zeit des totalitären kommunistischen Regimes war die Sokol-Organisation innerhalb der Tschechoslowakei verboten worden. Ein schwarzer Punkt in der langen Geschichte der Sokol-Gemeinde, was auch eine ältere Teilnehmerin des großen Festumzugs am Sonntag in Prag nicht vergessen konnte:

"Ich bin ein Sokol-Mitglied, das schon auf dem zehnten und dem elften Turnfest aktiv dabei war, denn da habe ich noch selbst geturnt. Und ich denke noch heute mit Wehmut an diese großartigen Turnfeste, denn dann haben uns die Kommunisten 40 Jahre lang alles verboten, so dass wir schon fast nicht weiter wussten. Und diese Kommunisten sind immer noch da!"

Aber im Gegensatz zu ihrer allgegenwärtigen Herrschaft von 1949 bis 1989 können sie die Aktivitäten der Tschechischen Sokol-Gemeinde heute nicht mehr verbieten oder erschweren. Deshalb wird man beim diesjährigen Sokoltreffen mit den großen Turnparaden am Mittwoch und am Donnerstag auch wieder zwei echte Höhepunkte erleben können.