Zahl der Verkehrstoten in Tschechien ist drastisch gestiegen

Foto: CTK

Die allmählich zu Ende gehenden Sommerferien waren auch in Tschechien so heiß und trocken wie lange nicht. Doch äußerst hitzig ging es dabei leider auch auf den tschechischen Straßen zu, wo allein im Juli 159 Verkehrstote zu beklagen waren. Wie stark und aus welchen Gründen die Unfallhäufigkeit in Tschechien gerade in letzter Zeit wieder angestiegen ist, diesen Fragen ist Lothar Martin nachgegangen.

Foto: CTK
159 Verkehrstote im Juli, das bedeutet, dass durchschnittlich fünf Menschen täglich im vergangenen Monat auf tschechischen Straßen ihr Leben gelassen haben. Eine schreckliche Bilanz, deren tragisches Ausmaß noch dadurch verdeutlicht wird, dass es sich um die höchste Anzahl an Verkehrstoten im Juli in Tschechien seit dem Jahr 1989 handelt. Und wenn man weiß, dass in den letzten 14 Jahren die Anzahl der Verkehrstoten in diesem Urlaubsmonat nie die Grenze von 100 Personen überschritten hat. Auch auf den Gesamtzeitraum der ersten sieben Monate bezogen sind die ermittelten Zahlen alarmierend: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Unfälle um 5,9 Prozent, die der Verkehrstoten auf 762 Personen, was einen prozentualen Anstieg von 11,7 Prozent ausmacht, die Anzahl der leicht Verletzten stieg um 5,7 Prozent und die Höhe der Materialschäden um 440 Millionen Kronen, also auch um satte 9,2 Prozent. Auf meine Frage, worin denn die Ursachen für diese drastisch angewachsene Unfallhäufigkeit zu suchen seien, antwortete mir der Sekretär des Autoklubs der Tschechischen Republik, Václav Spicka:

"Die ziemlich hohe Unfallhäufigkeit in der Tschechischen Republik hat eine ganze Reihe von Ursachen. Da sind zunächst die Fahrbahnen zu nennen, die sich in einem zum Teil sehr schlechten Zustand befinden. Dazu gehört auch der Fakt, dass Tschechien nur ein relativ kleines Autobahnnetz hat im Vergleich zu den Nachbarstaaten, und das, obwohl die Autobahn die sicherste Art einer Straßenverbindung darstellt. Es ist zweitens eine Frage des Fahrzeugparks. Hier trifft man bei uns einen durchschnittlich höchst alten Wagenpark an, denn nicht wenige der noch verkehrenden Skodas vom Typ 105 und 120 sind oft 20 Jahre alt und älter. Es ist zudem eine Frage der Gesetze, d.h. zum einen von deren Qualität und zum anderen von der Überwachung ihrer Einhaltung. Bei all diesen Defiziten aber ist der menschliche Faktor, also der Mensch im Straßenverkehr, das Entscheidende. Dazu will ich nur soviel sagen: Bei uns hier in Tschechien ist leider schon viele Jahre lang die vorsätzliche Missachtung der Straßenverkehrsordnung an der Tagesordnung. Erst, wenn man dies in Betracht gezogen hat, kann man von den hauptsächlichen Gründen der Unfallhäufigkeit sprechen. Es sind dies, und das schon über Jahre hinweg, eine unangemessene Geschwindigkeit und ein der jeweiligen Verkehrssituation unangepasster Fahrstil."

Bei all den genannten Gründen nimmt es schon Wunder, dass die im ganzen Land verbreiteten privaten Radiosender immer noch mit Hingabe auf Radar- und LKW-Gewichtskontrollen verweisen. Aber auch dazu hatte Ing. Spicka die passende Antwort:

"Derjenige, der darauf aufmerksam macht, der unterstützt ja nur die rasenden und undisziplinierten Fahrer und er lässt dabei außer Acht, dass es eines Tages gerade einer dieser Raser sein könnte, der ihm hinten auffährt. Nur entsprechend hoch auferlegte Strafen sind nämlich in einer Reihe von Fällen eine sehr wirksame Prävention."