Ökumenischer Gottesdienst erinnert in einziger Autobahnkirche Tschechiens an Verkehrstote
Mit einem ökumenischen Gottesdienst wurde am Sonntag in der Autobahnkirche an der D5 in der Nähe von Šlovice bei Plzeň / Pilsen den Opfern von Verkehrsunfällen gedacht. Anlass war der internationale Tag der Verkehrsopfer, der von der Weltgesundheitsorganisation WHO stets für den dritten Sonntag im November ausgerufen wird.
Karel Šimr, Pfarrer der evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Chrást, sagte gegenüber der Presseagentur ČTK, Sinn des Gedenktages sei es, an die Gestorbenen zu erinnern, aber auch die Solidarität mit den Hinterbliebenen zum Ausdruck zu bringen und auf die langfristigen Folgen von Verkehrsunfällen aufmerksam zu machen. „Wir kennen alle jemanden, der auf der Straße ums Leben gekommen ist. An diese Momente wollen wir erinnern. Wir müssen uns bewusst werden, dass es keinen Sinn hat, irgendwohin zu eilen. Wenn ich mich hinters Steuer setze, denke ich stets daran, dass niemand aus dem Haus gegangen ist, um nun von mir gerammt, getötet oder in Gefahr gebracht zu werden, nur weil ich rücksichtslos fahre“, sagte der lutherische Pfarrer Dominik Friedrich Žbánek aus Pilsen.
Der Gottesdienst für Verkehrstote findet jedes Jahr in der Autobahnkapelle in Šlovice statt. Das Gotteshaus wurde 2008 eingeweiht und ist die einzige Autobahnkirche in Tschechien. Entworfen wurde sie vom Architekten Jan Soukup, der die Kapelle – da an der Straße nach Bayern gelegen – auch als Ort der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen sieht. Laut Peter Hermanovský von der römisch-katholischen Gemeinde Plzeň-Litice soll das kleine Gotteshaus der Einkehr dienen. Es handle sich um ein Gebäude, in dem Autofahrer zur Ruhe kommen könnten. „Leider gibt es allerdings kein sonderlich großes Interesse an der Kapelle. Das zeigt etwa das Gästebuch“, bedauerte Hermanovský. Dem Pfarrer zufolge trägt dazu wohl auch bei, dass die Kirche verschlossen ist und nur mit einem Schlüssel geöffnet werden kann, den man an der Tankstelle auf dem Parkplatz abholen muss. Laut Karel Šimr ist die Kapelle zudem nur schlecht zu sehen. „In Deutschland gibt es 47 derartige Kapelle. Vielerorts sind das große Kirchen, etwas Derartiges kam hier aber leider nicht in Frage“, sagte er weiter der Presseagentur ČTK.
Auch am nullten Kilometer der Autobahn D1 in Prag wurde am Sonntag mit einem Gedenkakt an die Verstorbenen von Verkehrsunfällen erinnert. Auf den Straßen in Tschechien sind in diesem Jahr bis Ende Oktober bisher 407 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen.
