Exotische Pflanzen, Reisemotive und Heilige: Ausstellung historischer Messegewänder in Budweis
In einer Ausstellung im ehemaligen Dominikanerkloster in České Budějovice / Budweis werden historische liturgische Gewänder gezeigt.
Sie sind einige Jahrhunderte alt und wurden aus Seide, Wolle sowie Leder genäht: Es geht um liturgische Gewänder. Die wertvollen Kleidungsstücke galten im 17. und 18. Jahrhundert als exklusive Kunstgegenstände. Im ehemaligen Dominikanerkloster in Budweis ist eine Auswahl dieser Gewänder zu sehen, die Geistliche bei Gottesdiensten getragen haben. Die Stoffe, aus denen die Stücke genäht wurden, stammen aus Manufakturen in unterschiedlichen Ländern. Jiří Vácha ist Kurator der Ausstellung. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte der Experte:
„Die Mehrheit der Stoffe wurde nicht in Böhmen gewoben. Es handelt sich um Produkte aus Italien, Frankreich, England und Spanien. Die Textilien wurden entweder während der Kriege erbeutet oder über diplomatische Wege gekauft.“
Das älteste Gewand in der Ausstellung ist mit Kreuzigungsmotiven und mit Darstellungen der heiligen Peter und Paul verziert. Die Darstellungen auf den Kleidungsstücken hätten auch überraschende Themen, meint der Kurator:
„So finden sich dort etwa Motive aus den Reisen nach Übersee wie exotische Pflanzen und fremde Städte mit ihren Bewohnern. Die Verzierungen erinnern an Traumbilder. Mein Lieblingsmotiv ist diese Pflanzenkomposition hier, hinter der ein Zaun zu sehen ist. Hinter ihm steht eine Linde oder ein anderer Baum, und es eröffnet sich sogar der Blick in den Himmel. Auf einem weiteren Gewand ist ein heidnischer Altar abgebildet, über den zwei Palmen emporragen. Die Darstellung hängt mit den Entdeckungsreisen zusammen.“
Bunt sind nicht nur die Motive, mit denen die Messegewänder verziert wurden, sondern auch die Stoffe, aus denen sie genäht sind…
„Das Konzil von Trient hat in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts darüber entschieden, dass sämtliche liturgische Gewänder aus Seide sein sollen. In den Böhmischen Ländern fing man erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an, dieser Anordnung auch wirklich zu folgen. Darum gehört zu unseren Sammlungen ebenfalls ein Kleidungsstück aus Wolle. Aus der Zeit um 1700 stammt ein Gewand aus Leder. Die damaligen Hersteller der Stoffe haben die Fäden versilbert oder vergoldet und winzige flache Drähte benutzt, die in die Muster eingewoben wurden.“
Selbst die Kleidungsstücke für Geistliche waren Modetrends unterworfen. Dabei habe der Adel in Frankreich und Italien den Ton angegeben, sagt der Kurator:
„Wohlhabende Pfarreien konnten ihre Sammlungen an Messegewändern regelmäßig durch Einkäufe ergänzen. Mit der Zeit schenkten sie aus der Mode gekommene Stücke an Pfarreien auf dem Lande.“
Die Ausstellung von liturgischen Gewändern ist im ehemaligen Dominikanerkloster in Budweis zu sehen und läuft noch bis 25. Juli. Anschließend wird die Ausstellung im Prämonstratenserkloster Nová Říše / Neureisch gezeigt. Die Schau in Budweis ist dienstags bis samstags von 17 bis 18 Uhr geöffnet. Zudem lässt sich eine Führung mit dem Kurator absprechen – und zwar unter der Mailadresse: [email protected].