Von der Krypta bis in den Turm: Nacht der Kirchen
Am Freitag, dem 29. Mai, ist es wieder so weit: Hunderte von Kirchen, Gebetsräumen und Klöstern in ganz Tschechien werden am Abend ihre Tore öffnen. Die „Nacht der Kirchen“ bietet allen Interessenten die Möglichkeit, Räumlichkeiten zu betreten, die einen Kontrast zur Konsumwelt darstellen.
„Die Nacht der Kirchen bietet Menschen, die normalerweise nicht in die Kirche gehen, die Gelegenheit, diese Räumlichkeiten zu betreten und Menschen zu begegnen, die Kirchgänger sind. Die Idee ist vor etwa zehn Jahren eigentlich durch Zufall in Wien entstanden. Der Küster einer Kirche war erstaunt, wie viele Menschen am Abend nach dem Gottesdienst noch die Kirche besuchen, um zu beten oder nur um in der Stille zu sitzen. Er kam auf die Idee, dass Kirchen möglicherweise manchmal bis Mitternacht geöffnet bleiben könnten. Die Idee verbreitete sich in ganz Österreich und von dort aus in andere Länder.“
Außer in Tschechien wird die „Lange Nacht der Kirchen“, wie die Veranstaltung auch genannt wird, inzwischen auch in Deutschland, Estland, den Niederlanden und in der Slowakei organisiert. Das Interesse sich zu beteiligen, ist in Tschechien relativ groß. Aleš Pištora:„Jedes Jahr schließen sich erstaunlicherweise immer mehr Kirchen an. In der Prager Erzdiözese, zu der neben Prag auch Mittelböhmen gehört, haben sich bislang 277 Kirchen zur Teilnahme gemeldet. In ganz Tschechien sind es derzeit 1500 Kirchen und Gebetsräume.“
Das Programm wird von Freiwilligen zusammengestellt und besteht aus Konzerten, Theatervorstellungen und vor allem Führungen. Besichtigt werden können oft Räume, die nicht immer geöffnet sind – wie Krypten und Türme. Aleš Pištora:
„Sehr interessant sind die Klosterkirchen, in denen die Besucher auch Ordensmitgliedern begegnen und sich eine Vorstellung über das Leben in einer Ordensgemeinschaft machen können. Die Nacht der Kirchen zieht zudem Gläubige an. Denn sie haben die Möglichkeit, die Gebetsräume anderer Kirchen zu besuchen und mehr über die zuständige Glaubensgemeinschaft zu erfahren. Die Erfahrung motiviert sie oft dazu, sich dafür einzusetzen, dass ihre eigene Pfarrkirche im folgenden Jahr auch geöffnet wird. Und ihnen schließen sich dann vielleicht wiederum Pfarreien aus der Nachbarschaft an.“ Auch in der europäischen Kulturhauptstadt Plzeň / Pilsen gibt es ein reichhaltiges Programm für die bevorstehende Nacht der Kirchen. In der ganzen Diözese werden 135 Kirchen geöffnet sein, sagt der Kanzler des Bistums Pilsen, Ján Grajcár.„In Pilsen können die Interessenten an einer Wanderung zu historischen Glocken teilnehmen. Ab Nachmittag wird man den Turm der Bartholomäus-Kathedrale besteigen und die dortigen neuen Glocken bewundern können. Mit ihrem Geläut wurde das Kulturhauptstadt-Programm eröffnet. In der Johannes-Nepomuk-Kirche wird beispielsweise eine Ausstellung von Kirchengewändern und liturgischen Gegenständen zu sehen sein. In der St.-Georg-Kirche gibt es eine Ausstellung mit dem Titel ‚Pilsen im Wandel der Zeit‘.“
An die Nacht der Kirchen knüpft in Pilsen der sogenannte „Europäische Nachbarschaftstag“ an. Dabei laden Bewohner der Stadt ihre Nachbarn zu einem Essen vor dem Haus, im Garten oder auf einem Spielplatz ein.Die Nacht der Kirchen findet am Freitag, dem 29. Mai, statt. Mehr über das Programm erfahren Sie unter www.nockostelu.cz. Zum ersten Mal werden in Prag im Anschluss an die Nacht der Kirchen die sogenannten „Tage des Glaubens“ veranstaltet. Es handelt sich um ein ökumenisches Projekt mit mehr als 300 Veranstaltungen an 80 Orten. Die Tage des Glaubens dauern bis 6. Juni.