Unfallbilanz 2019: Weniger Verkehrstote, aber mehr Unfälle

Foto: Archiv der tschechischen Polizei

Nach der Feuerwehr am Dienstag hat am Mittwoch auch die Polizei in Tschechien erste Zahlen zum Jahr 2019 vorgelegt. Veröffentlicht wurde die Bilanz der Verkehrsunfälle für das vergangene Jahr. Das grobe Fazit lautet: Es gab weniger Tote als 2018 auf Tschechiens Straßen, dafür umso mehr Unfälle.

Foto: Archiv der tschechischen Polizei
Ein Crash zweier oder mehrerer Autos passiert hierzulande recht oft. Nicht selten enden die Unfälle tragisch: Im vergangenen Jahr starben bei Verkehrsunfällen auf tschechischen Straßen 547 Menschen. Aber: Das sind 18 Verkehrstote weniger als im Jahr 2018. Das scheint ein Schritt auf dem richtigen Weg zu sein. Der Chef der Direktion des Verkehrspolizeidienstes, Jiří Zlý, schränkt jedoch ein:

„Zwar ist dies das drittbeste Ergebnis seit dem Jahr 1961, als die Polizei erstmals eine Unfallstatistik zusammengestellt hat. Es ist aber leider nicht die Fortsetzung eines stetigen Rückwärtstrends. Die bisher geringste Zahl an Verkehrstoten hatten wir im Jahr 2017, doch schon im Jahr darauf stieg die Kurve wieder an. Deshalb ist auch das Ergebnis von 2019 in keinem Fall zufriedenstellend.“

Jiří Zlý
Und auch bei der genaueren Aufspaltung der Todesopfer gibt Zlý einiges zu bedenken:

„Die überwiegende Mehrheit der getöteten Personen sind Fahrer und die mitfahrenden Insassen. Bei den Verkehrsunfällen starben zudem 93 Fußgänger. Das sind 20 weniger als im Jahr 2018, was auf den ersten Blick eine positive Tendenz ist. Nichtsdestotrotz sind wir der Meinung, dass es bei dieser Gruppe der verletzungsanfälligsten Verkehrsteilnehmer möglich sein muss, Unfälle mit schwerwiegenden Folgen generell zu vermeiden.“

Auch die Anzahl der Verletzten ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Bei den Schwerverletzten sind es 355 weniger als im Jahr davor; mit insgesamt 2110 Fällen wurde hier sogar der niedrigste Wert überhaupt erreicht.

Foto: Archiv der tschechischen Polizei
Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Unfälle, die von der Polizei registriert wurden, um fast 3000 auf insgesamt 107.572 gestiegen. Dies hänge insbesondere mit der steigenden Verkehrsdichte zusammen. Zudem sei die Tschechische Republik aufgrund ihrer geografischen Lage ein viel durchfahrenes Transitland, was sich vor allem auf den Hauptverkehrsadern bemerkbar mache, erklärt Zlý. Doch es gibt noch einen anderen gewichtigen Grund, so der Direktionschef:

„Jeder Unfall ist ein Spiegel für die fehlende Rücksicht und Disziplin. Das sind Eigenschaften, die auf unseren Straßen verlorengegangen sind. Die häufigsten Unfallursachen hängen damit zusammen. Dies ist erstens eine unangemessene Geschwindigkeit, die oft nicht angepasst ist an den technischen Stand der Straßen und die Fähigkeiten des Fahrers. Des Weiteren sind es Tätigkeiten, die den Fahrer von der uneingeschränkten Steuerung seines Fahrzeugs ablenken wie die Bedienung von Handys und Navigationsgeräten. Und drittens sind es die zumeist sehr tragischen Zusammenstöße mit Fahrzeugen, die auf die Gegenfahrbahn geraten. Diese kommen sehr oft gerade durch überhöhte Geschwindigkeit oder Ablenkung am Steuer zustande.“

Foto: Archiv des tschechischen Verkehrsministeriums
In Tschechien müsse also noch viel mehr in punkto Verkehrserziehung und Bestrafung von unverbesserlichen Verkehrsrowdys getan werden. Letzteren schreibt Zlý ins Stammbuch:

„Jeder, der sich ans Steuer eines Fahrzeugs setzt, sollte sein Ego etwas unterdrücken und sich rücksichtsvoll und diszipliniert verhalten. Jeder muss sich bewusst sein, dass er auf der Straße nicht allein ist, sondern zusammen mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern. Und jeder von ihnen will lebend und gesund an sein Ziel kommen.“

Übrigens, im Vergleich mit anderen europäischen Ländern steht Tschechien wirklich nicht gut da. Gemessen an der Einwohnerzahl des Landes lag das Risiko im Straßenverkehr zu sterben, bezogen auf eine Million Einwohner, im Jahr 2018 in Deutschland bei durchschnittlich 39 Getöteten. In Tschechien mit einer Bevölkerungszahl von 10,6 Millionen sind es im letzten Jahr 52 Getötete. In ähnlich kleinen EU-Ländern wie den Niederlanden und Dänemark waren es 2018 lediglich 31 beziehungsweise 30 Getötete.