Zeitung lesen, aber richtig! – Tipps aus dem Jahr 1937
Lieber Internet-User! An dieser Stelle muss es einmal gesagt werden: Wir sind glücklich, dass Sie sich über aktuelle Nachrichten bei Radio Prag informieren! Aber mal ganz unter uns – lesen Sie auch hin und wieder Zeitung? Oder besser gesagt: Wissen Sie überhaupt wie man eine Zeitung richtig liest? Der tschechoslowakische Rundfunk hatte da so seine Zweifel. Deshalb strahlte er 1937 in deutscher Sprache eine Sendung aus, in der er seinen Hörern Tipps für den Richtigen Umgang mit der Zeitung gab. Das hochinteressante und höchst amüsante Tondokument dazu, fand sich in unserem Tonarchiv.
„Sieh dir einmal, lieber Leser, oder, wie ich vor dem Mikrofon richtiger sagen muss, lieber Hörer, heute, im Zeitalter des Radios, die Straßen der Großstadt an. Alle, die es kaum erwarten können, bis ihnen der Briefträger ihr Leitblatt bringt, alle die, die den Camelots an den Straßenecken die noch druckfeuchten Blätter aus den Händen reißen, um in der Straßenbahn – nur mühsam das Gleichgewicht haltend – die neuesten Sensationsmeldungen zu verschlingen – sie alle bewiesen, dass die Macht der Presse heute größer ist, denn je.“
Aber wie liest man denn nun eine Zeitung richtig? Das Wichtigste, das sei das regelmäßige Lesen, denn:
„Die Räder des täglichen Geschehens greifen ineinander und wenn in dieses Räderweg der täglichen Lektür, durch deine Schuld, eine Lücke kommt, stehst du auf einmal hilflos vor den Nachrichten, die dir deine Zeitung, die du doch einige Tage keines Blickes gewürdigt hast, vorsetzt.“
Neben dem täglichen, kommt es vor allem auf das komplette Lesen der Zeitung an, wie der Reporter betont. Wer zum Beispiel nur den Sportteil liest, verpasst unter Umständen Dinge, die sein Leben nachdrücklich beeinflussen können. Diese finden sich häufig im Anzeigenteil:„Hier findest du mehr, als deine Schulweisheit dich träumen lässt: eine gute Gattin, einen tüchtigen Angestellten, einen Kredit, den du schon lange suchst; du findest den Jüngling, der bereit ist, deine Briefmarkensammlung gegen seinen Radio einzutauschen, und so weiter.“
Der Wirtschaftsteil darf ebenfalls nicht übersprungen werden, auch wenn er – wie der Reporter zugibt – nicht immer ganz leicht zu lesen ist:
„Erzähle mir nicht, dass du seine Ausdrücke nicht verstehst! Jedes gute Konversationslexikon gibt dir hinreichend Aufklärung und selbst, wenn du gewisse Ausdrücke beim ersten Mal nicht verstehst, wird dir bei längerer Lektüre ihre Bedeutung ganz von selbst klar werden.“