Zu wenig Kitaplätze in Tschechien: EU empfiehlt Ausbau
Der Unterschied in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen ist in Tschechien im EU-Vergleich sehr hoch. Einer der Gründe dafür sind die schlechten Betreuungsmöglichkeiten für Vorschulkinder hierzulande. Darauf hat nun auch die EU-Kommission hingewiesen.
Geschehen ist seitdem jedoch wenig. Eine junge Mutter aus Prag berichtet über ihre Suche nach einer Betreuung für ihre Kinder:
„Zuerst hat mir eine Kita gesagt, sie nimmt meinen ältesten Sohn nicht, weil ich ja mit dem jüngeren Kind zu Hause bin. Dann hat die Einrichtung plötzlich keinen freien Platz mehr gehabt, und erst nachdem ich offiziell Einspruch eingelegt habe, wurde das Kind genommen.“
In Tschechien haben nur fünf Prozent der Kinder bis drei Jahre einen Betreuungsplatz, im europäischen Durschnitt liegt diese Quote bei 30 Prozent. Die Folgen beschreibt der Vertreter der Europäischen Kommission in Tschechien, Jan Michal:„Da Frauen erst nach längerer Zeit als in Europa üblich wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren, führt dies auch zu sozialen Problemen. Durch die Fehlzeiten kommt es zu Einkommenseinbußen gegenüber den Männern, zu einem Karriereknick, aber auch zu Einbußen bei der Alterssicherung.“
Viele Mütter geben ihre Kinder daher in private Tagesstätten oder Vorschulen. Diese sind jedoch verhältnismäßig teuer, ein Platz in einer privaten Einrichtung kostet etwa 10.000 Kronen (400 Euro) monatlich. Vor allem Geringverdiener können sich eine solche Summe schlicht nicht leisten. Arbeits- und Sozialministerin Michaela Tominová Marksová sagt zum Problem der fehlenden Kita-Plätze:
„Die Regierung hat sich in ihrem Programm vorgenommen, mehr Einrichtungen zur Kinderbetreuung zu schaffen. Allerdings sind die Umstände sehr schwierig, daher wird dies noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich denke daher, dass es nicht schadet, sich mit alternativen Formen der Kinderbetreuung auseinanderzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel Arbeitgeber, die direkt im Gebäude der Angestellten eine Kindergruppe einrichten.“Diese Notlösung propagierte auch die bürgerliche Vorgängerregierung von Premier Petr Nečas. Sie erleichterte den Firmenkindergärten dafür sogar die Anerkennung als Betreuungseinrichtung.