Zwei originelle Persönlichkeiten der tschechischen Musikszene: Daniel Landa und Zuzana Navarova

Rockquiem

Daniel Landa und Zuzana Navarova. Zwei Persönlichkeiten der tschechischen Musikszene, die den Durchschnittsrahmen sprengen. Beide sind originelle Komponisten und Sänger, die unterschiedliche Musikrichtungen vertreten. Und beide stehen im Mittelpunkt unseres heutigen Kultursalons. Am Mikrophon begrüßt Sie dazu herzlich unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska.

Bereits vor einigen Wochen sind in den Prager Straßen Plakate erschienen, die ein ungewöhnliches Musikereignis ankündigten: das "Rockquiem". Was auf den ersten Blick nach einem groben Schreibfehler aussieht, war jedoch das neue Musikprojekt des tschechischen Sängers und Komponisten Daniel Landa. Mit der Absicht, Mozarts berühmte Messe dem jungen Publikum näher zu bringen, hat Landa eine moderne Fassung des "Requiem" konzipiert, die jedoch das ursprüngliche Arrangement sowie die Harmonie beibehält. In der Musiksprache heißt das konkret, dass die Parts der Klassikinstrumente die Elektrogitarre, das Schlagzeug oder die Bassgitarre übernehmen.

Über das "Rockquiem" sprach Radio Prag mit dem Autor, Daniel Landa:

"Zuerst muss ich sagen, dass es von uns eine große Kühnheit gewesen ist, ein dermaßen gigantisches Projekt wie Mozarts ‚Requiem', auf die Beine zu stellen. Es war uns dabei sehr wichtig, in unserer Rockfassung Mozarts Handschrift sowie den Hauch der klassischen Musik beizubehalten. Genauso die lateinische Originalsprache. Wir wünschen uns, dass das Projekt eine Aufforderung sein und ein möglichst breites Spektrum von Menschen ansprechen wird."

Neben den etwa vierzig Interpreten - darunter Sänger, Musiker und vier Tänzer, nehmen am "Rockquiem" auch dreißig Musiker der Tschechischen Kammerphilharmonie teil. Mit einer Premiere im Prager Gemeindehaus (Obecní dum) startet das ungewöhnliche Musikprojekt am 3. August. Der Erstaufführung folgen bis zur Mitte August noch weitere elf Vorstellungen. Nach der tchechischen Aufführung soll das Projekt auch in Deutschland und Österreich präsentiert werden.

Wie Mozarts berühmte Messe in der neuen Musiksprache klingt, das können Sie schon jetzt beurteilen. Hören Sie nun die Rockfassung von "Dies Irae" aus Daniel Landas "Rockquiem":

Weitere Informationen zum "Rockquiem" finden Sie unter www.rockquiem.cz.

Im zweiten Teil des heutigen Kultursalons werden wir uns auch dem schönen Geschlecht widmen. Genauer gesagt einer Musikerin, deren Name jeder Fan der tschechischen alternativen Musik mit großer Sicherheit kennt: Zuzana Navarova de Tejada.

Zuzana Navarova
Die talentierte Liedermacherin und Sängerin aus der ostböhmischen Stadt Hradec Kralove (Königgrätz) debütierte 1980 auf dem einst bekannten Pilsner Festival der tschechischen Folkmusik namens "Porta". Navarova, die damals zum ersten Mal mit der Gruppe "Nerez" auftrat, wurde gleichzeitig zur größten Überraschung des Musikfestivals. Ihre Lieder, die sie mit einer kristallklaren Stimme interpretierte, entzogen sich dank einfallsreicher Instrumentalisierung sowie bildhafter Sprache jeglicher Zuordnung. Sie wurden rasch beim sommerlichen Lagerfeuer genauso wie in den Klubs heimisch. Navarova's erste Platten, "Masopust" ("Die Karwoche"), "Na vareny nudli" ("Auf gekochter Nudel") und "Ke zdi" ("Zur Wand"), gehörten nicht nur zu den meistverkauften CDs, sondern sie wurden von den Musikkritikern einstimmig in den höchsten Tönen gelobt. 1991 erhielt die Komponistin und Interpretin Zuzana Navarova vom Tschechischen Musikfonds die Auszeichnung "Beste Libretistin des Jahres". Im März 2003 folgte die Nominierung der tschechischen Akademie der Popmusik für den Titel "Beste Sängerin der Jahres".

Doch lassen wir nun die Musik für sich selbst sprechen. Das Lied aus der erfolgreichen CD, "Na vareny nudli", komponiert Ende der 80er Jahre, trägt den Titel "Naruby" ("Verkehrt rum").

Als Zuzana Navarova Mitte der 90er Jahre die inzwischen namhafte Musikgruppe "Nerez" verließ und eine Solokarriere startete, zuckten ihre Fans nur mit den Achseln. Navarova, die an der Prager Karlsuniversität und auf der kubanischen Universität in Havanna Spanisch studierte, hat für sich eine neue Inspirationsquelle entdeckt: die temperamentvolle lateinamerikanische Musik. Aus der Zusammenarbeit mit dem brillanten kolumbianischen Gitarristen und Liedermacher, Iván Gutiérrez, entstand 1995 die erste Platte "Tres". Zu ihrer weiteren Arbeit lud Zuzana Navarova die internationale Musikgruppe "KOA" ein, mit der sie seitdem erfolgreich auftritt.

Die multikulturelle Besetzung des "KOA"-Quartetts brachte für Navarova weitere Impulse, so dass ihre Musik weitere ethnische Einflüsse einschließt - von der Roma-Folklore bis zum Klezmer. Die Texte der Lieder erzählen von Lebensfreude, Liebe und Trauer und sind oft mehrsprachig - neben dem Tschechischen, Spanischen und Englischen werden sie auch auf Ungarisch und in der Sprache der Roma gesungen.

Und bevor wir die imaginäre Tür unseres Kultursalons schließen, singen Zuzana Navarova und die Gruppe "KOA" für uns die Lieder "Guatama" und "Tasi delé" aus ihrer CD mit dem Titel "Barvy vsecky" ("Allerlei Farben") aus dem Jahr 2001.

Am Mikrofon verabschiedet sich und einen schönen Sommer wünscht Ihnen Ihre heutige Begleiterin Lucie Drahonovská.