1000 Portionen Curry umsonst auf dem Wenzelsplatz
Die Europäer sind eine Konsumgesellschaft. Dieser Begriff geht Hand in Hand mit der unnötigen Verschwendung von Ressourcen. Der Trend zur Prasserei hat längst auch die Tschechische Republik erreicht. Aber einige Organisationen und Verbände sprechen sich klar dagegen aus. Die gemeinnützige Organisation ‚zachraň jídlo’ (Rette das Essen) hat diese Woche in Prag ein Zeichen gegen die Verschwendung gesetzt.
Das sagt Michal Broža, er ist Sprecher des Informationszentrums der Vereinten Nationen in Tschechien. Damit spricht er auch ein globales Problem an. Weltweit werden jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen an Lebensmitteln entsorgt. Den Großteil dieser Rohstoffe ereilt dieses Schicksal bereits während der Produktion. Doch nicht alle Produkte landen in den Mülltonnen. Manche Großmärkte wie Makro, Tesco und Globus beispielweise spenden die Waren an die tschechischen Lebensmittelbanken. Věra Doušová ist die Vorsitzende der Lebensmittelbank in Prag.
„Unser Ziel ist es, die Lebensmittel zu sammeln, die die Supermärkte nicht verkaufen dürfen. Das sind Produkte, deren Haltbarkeitsdatum ausläuft, deren Verpackung beschädigt ist oder deren Beschriftung fehlerhaft ist. Darunter fallen auch zu kleine oder schlecht gewachsene Lebensmittel. Sie werden aus diesen ästhetischen Gründen zwar nicht zum Verkauf angeboten, aber man kann sie gefahrlos verarbeiten und konsumieren.“Am meisten betrifft das landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Obst, Gemüse oder Knollengewächse. Die Lebensmittelbanken verteilen die Waren dann an Bedürftige.
In Zusammenarbeit mit der Organisation von Věra Doušová und lokalen Bauern hat die studentische Initiative ‚Zachraň jídlo’ einen Anstoß gegen die sinnlose Verschwendung von Lebensmitteln gegeben. Die Veranstalter haben diese Woche mitten auf dem Prager Wenzelsplatz 1000 Portionen eines vegetarischen Currys an die Menschen verteilt, und das vollkommen umsonst. Das Gericht wurde aus eben jenen Produkten erstellt, die in den Supermärkten nicht verkauft werden dürfen. Dafür verarbeiteten die freiwilligen Helfer über 250 Kilogramm an verschiedenen Gemüsesorten, Gewürzen und Reis.
„Die Aktion ist gelungen. Zudem regt sie die Menschen zum Nachdenken an, und das ist gut. Das Curry war ausgezeichnet“, lobte eine Besucherin.Hinter der Veranstaltung stand eine klare Botschaft. Petr Hanzel ist einer der Organisatoren des gemeinsamen Essens.
„Wir wissen, dass die Bilanz von 1000 ausgegeben Portionen und die Rettung einer Vierteltonne Gemüse nicht ansatzweise das globale Problem um den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln löst. Für unsere Initiative ist das Ereignis nur ein Medium, um die Problematik zu veranschaulichen. Medien als auch die Allgemeinheit sollen sich endlich dieses Problems bewusst werden und auch darüber sprechen. Das Thema sollte zum Beispiel in Schulen und im Familienkreis diskutiert werden. Durch diese Aktion soll jeder von uns erkennen, dass man etwas gegen die sinnlose Verschwendung tun kann. Jeder kann dazu einen Beitrag leisten. Es reicht, bei sich selbst anzufangen.“
Neben der Gratismahlzeit präsentierten die Veranstalter zusätzliche Informationen rund um den bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Den ersten Teller des indischen Currys hat Roman Vaněk ausgeteilt. Er ist der Gründer des kulinarischen Instituts in Prag. Er sprach den Studenten ein großes Lob aus.„Es ist unglaublich, dass junge Leute eine so gewaltige Aktion auf die Beine gestellt haben.“