10.Juni 1942: Tragödie von Lidice wird neu verfilmt

Denkmal in Lidice

Am Donnerstag jährte sich zum 68. Mal die Tragödie der mittelböhmischen Gemeinde Lidice, die von den Nationalsozialisten am 10. Juni 1942 niedergebrannt wurde. Die deutschen Okkupanten wollten sich damit für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich rächen. Nur ein einziger männlicher Bewohner der Gemeinde hat überlebt. Per Zufall. Über ihn und noch zwei andere Männer, die auch ein banaler Zufall mit Lidice und dessen Ende verbunden hatte, wird nun ein neuer Film gedreht. Sein Titel: „Lidice“. Der Beginn der Dreharbeiten ist für den am 26. Juli vorgesehen.

Über die Lidicer Tragödie ist eine ganze Reihe von Dokumentar- und Spielfilmen gedreht worden. Diesmal soll sie aus einer ungewöhnlichen Perspektive dargestellt werden. Vor dem Hindergrund der fatalen Ereignisse am 10. Juni 1942, an dem die Gemeinde dem Erdboden gleichgemacht, die männlichen Bewohner erschossen und ihre Frauen und Kinder in KZs verschleppt wurden, werden sich die Lebensgeschichten von drei Männern abspielen. Ihre Lebensgeschichten, die voller Emotionen sind, zeigen, wie anscheinende Kleinigkeiten den Gang der Geschichte ändern können.



Als Vorlage des Films diente das Buch „Nokturno“ des hierzulande bekannten Schriftstellers und Drehbuchautors Zdeněk Mahler. Im Buch geht es um einen Mann aus Lidice, der seinen Sohn ermordet hat und seine vierjährige Freiheitsstrafe im Prager Gefängnis Pankrác absitzen musste. Einen Tag vor dem Heiligabend des Jahres 1943 kehrt er nach Lidice zurück und findet nur Häuserruinen vor. Im Gefängnis hatte ihm niemand erzählt, was dort passiert war. Der Produzent des Films, Adam Dvořák, sagt dazu:

„Er hat es eigentlich nicht verdient zu überleben. Doch dank der Paradoxie der Geschichte hat er überlebt. Am nächsten Tag ging er nach Kladno und meldete sich bei der Gestapo. Es war aber das Weihnachtsfest und niemand wollte mit ihm reden. Auch dann nicht, als er sagte, er habe Heydrich getötet. Das stimmte außerdem nicht und man hat ihn rausgeschmissen.“

Adam Dvořák  (Foto: Vilém Faltýnek)
Der verheiratete Mann hatte ein Verhältnis mit einer Frau. Außerdem soll es im realen Geschehen um Lidice noch eine andere Dreiecksbeziehung gegeben haben, deretwegen der Schicksalsschlag ausgerechnet Lidice traf. Man wartet bis heute auf neue Informationen aus den entsprechenden Archiven. Es war allerdings nicht leicht, Sponsoren für die Finanzierung des neuen Films zu finden. Adam Dvořák:

„Es hat zwei Jahre gedauert und auch heute ist der Film noch nicht ganz finanziell abgesichert. Im Prinzip bin ich immer noch auf der Suche nach jemandem, der uns unter die Arme greifen kann. Ich bin sehr froh, dass wir letztlich eine Unterstützung von mehreren Städten hierzulande gefunden haben. Nachdem uns alle angesprochenen deutschen Firmen den Rücken gekehrt hatten, fanden wir schließlich eine tschechische Firma, die uns geholfen hat. Hoffentlich werden wir noch weitere finden. Und vielleicht entdecken auch noch mehr Tschechen ihre patriotische Ader und unterstützen den Film.“

Petr Nikolaev  (Foto: Vilém Faltýnek)
Der Regisseur Petr Nikolaev will eigenen Worten zufolge eine passende Art und Weise finden, um die Lidicer-Tragödie wirkungsvoll zu erzählen, ohne die Bilder der Gewalt steigern zu müssen, sagte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Er wolle den Zuschauern die Gefühle derer vermitteln, die eine Hölle erlebt haben.