13 Jahre im Gefängnis, 40 Jahre Publikationsverbot - Dichter Rotrekl gestorben

Zdeněk Rotrekl (Foto: ČTK)

Der Dichter, Prosaautor und Literaturhistoriker Zdeněk Rotrekl hatte ein bewegtes Schicksal. Am Sonntag ist der katholisch orientierte Dichter im Alter von 92 Jahren in Brno / Brünn gestorben. Ein Nachruf.

Zdeněk Rotrekl  (Foto: ČTK)
Zdeněk Rotrekl wurde 1920 in Brünn geboren. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich am Widerstand gegen das NS-Regime. Nach dem Krieg fing er in seiner Heimatstadt an, Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten im Februar 1948 wurde Rotrekl als überzeugter Demokrat und aktives Mitglied des Studentenverbandes vom Studium ausgeschlossen. Kurz danach wurde er verhaftet und 1949 in einem inszenierten Prozess zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später in lebenslange Haft geändert. Insgesamt 13 Jahre verbrachte der Dichter danach in den kommunistischen Gefängnissen. Er hörte jedoch nie auf, zu schreiben. Als Rotrekl in einem Rundfunkinterview 2009 gefragt wurde, ob die Poesie für ihn auch im Gefängnis eine Rolle gespielt hatte, sagte er:

Zdeněk Rotrekl  (Foto: Atlantis Verlag)
"Das Schaffen eines Dichters ist unter derartigen Lebensbedingungen nicht das Allerwichtigste. Viel wichtiger sind dort andere Sachen. Als ich als Gefangener in den Urangruben von Bytíz arbeitete, habe ich aber erlebt, dass auch einige Mithäftlinge - Offiziere, die nie eine Beziehung zur Poesie hatten - dort angefangen haben, Verse zu schreiben. Ich habe mir damals gesagt, hier hat die Poesie wahrscheinlich noch mehr zu sagen.“

Nach seiner Freilassung im Jahr 1962 durfte Rotrekl nur noch einfache Tätigkeiten ausüben. In der Zeit der politischen Entspannung Ende der 1960er Jahre konnte Rotrekl sein Studium indes beenden. In den 1970er und 1980er Jahren wurde er aber erneut aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Rotrekl hat sich nie dem Regime gebeugt. Auch hörte er nicht auf zu schreiben, obwohl es mehr als 40 Jahre dauerte, bis in der Tschechoslowakei offiziell eines seiner Bücher erschien. Das war 1991.

Jiří Trávníček  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Nach der Wende von 1989 wurde Rotrekl mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. 1995 verlieh ihm Präsident Václav Havel den Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden. 2009 erhielt der Dichter den tschechischen Staatspreis für Literatur als eine späte Ehrung seines Werkes – dieses umfasst nicht nur Gedichtsammlungen, sondern auch Essays und Hörspiele. Der Literaturhistoriker Jiří Trávníček vom Institut für tschechische Literatur sagte über Rotrekls Schaffen:

„Zdeněk Rotrekls Werk ist vor allem das Werk eines Dichters. Einzigartig ist der Umfang dieses Werks. Er hat noch den Dichter František Halas gekannt. Er war sein erster Lehrer. Rotrekl gehört zur Kriegsgeneration, aber er schrieb auch in den Jahrzehnten nach dem Krieg. Er ist also schwer einzuordnen.“

Das bewegte Schicksal des Dichters spiegelt sich dem Literaturhistoriker zufolge in dem ganzen Werk wider.

Da der Dichter Jahrzehnte lang nicht publizieren durfte, ist er auch hierzulande nicht so bekannt, wie er es verdienen würde. In deutscher Sprache sind nur einige von Rotrekls Gedichten erschienen – beispielsweise in einer Auswahl tschechischer Poesie mit dem Titel: „Höhlen tief im Wörterbuch: Tschechische Lyrik der letzten Jahrzehnte“.