135797531: Karlsbrücke feiert 660. Gründungsjahr

Karlsbrücke (Foto: Besenbinder, CC BY-SA 3.0)

Prag feiert in diesen Tagen den 660. Geburtstag der Karlsbrücke, der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit der tschechischen Hauptstadt. Einer Legende nach wurde der Grundstein dafür am 9. Juli 1357 um 5 Uhr und 31 Minuten gelegt. Das Datum und die Zeit bilden so eine Reihe der ungeraden Zahlen 135797531, und dahinter sollen viel Macht und Symbolik stecken.

Judith-Brücke  (Foto: Štěpánka Budková)
Bereits im 12. Jahrhundert hat eine Steinbrücke die beiden Ufer der Moldau in Prag verbunden. Sie wurde nach der böhmischen Königin Judith von Thüringen benannt. Jan Royt ist Kunsthistoriker an der Prager Karluniversität:

„Zerstört wurde die Judith-Brücke im Jahr 1342 bei einem großen Hochwasser, das nicht nur Böhmen, sondern ganz Europa traf. Dies war damals eine große Katastrophe. Karl IV. war sich der Bedeutung der Brücke bewusst und beschloss, sie aufs Neue zu bauen.“

Der Bau einer Brücke war zu jener Zeit sehr aufwendig und technisch kompliziert. Die Karlsbrücke wurde wie auch andere Brücken auf Pfählen aus Eichenholz errichtet. Ihre Baumeister mussten erfahren sein.

„Der Bau begann 1357. Es ist fraglich, ob ausländische Baumeister sich daran beteiligt haben. Es ist nicht ganz klar, ob Peter Parler, der zu jener Zeit nach Prag kam, um den Veitsdom zu bauen, auch die Brücke entworfen hat. Aber es gilt als wahrscheinlich.“

Karlsbrücke als Eingangstor zur Prager Burg  (Foto: Štěpánka Budková)
Die Karlsbrücke ist zwar größer als ihre Vorgängerin, doch technisch lief der Bau ähnlich ab. Man verließ sich dabei auf die Erfahrungen der alten Römer beim Brückenbau.

„Das Bauverfahren änderte sich nicht, weil es keine besseren Kräne, keine besseren Baumittel gab. Die wichtigste Neuerung gegenüber der Judith-Brücke war, dass die Brücke als feierliches Eingangstor zur Prager Burg dienen sollte. Das belegt der Altstädter Brückenturm.“

Der Legende nach soll der Grundstein zur Brücke am 9. Juli 1357 um 5 Uhr und 31 Minuten gelegt worden sein. Dieses magische Datum hält Jan Royt für eine Erfindung von Esoterikern und Astronomen zur Zeit der ersten Tschechoslowakischen Republik:

„Ich bin sehr zurückhaltend. Damals hätte niemand die genaue Zeit von 5 Uhr und 31 Minuten messen können. Man hatte die Zeit in nur in vollen Stunden bestimmt, genauer war es technisch nicht möglich. Ich halte diese Spekulation für völlig unglaubwürdig.“

Einer anderen Legende gibt der Kunsthistoriker mehr Recht. Nämlich dass Milch und Eier als Baumaterial gebraucht wurden:

„Das ist schon wahrscheinlicher. Ein hervorragendes Bindemittel ist Kasein, das in Quark enthalten ist, in den Eiern ist wiederum viel Eiweiß. Übrigens nutzten mittelalterliche Maler die Eitempera, in der das Ei als gutes Bindemittel diente. In dieser Legende kann ich eine reale Grundlage finden.“

Im Laufe der Zeit musste die Brücke ständig repariert und Steine ausgetauscht werden. Vom ursprünglichen Bauwerk ist bis heute daher nur ein Bruchteil erhalten geblieben.

Karlsbrücke  (Foto: CzechTourism)
„Es sind etwa 30 bis 40 Prozent. Heute werden die Barockstatuen ausgetauscht, aber bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie authentisch. Die heutigen Kopien sind hervorragend, daher bleibt auch die Authentizität hoch. Es gibt mehrere schöne Brücken, wie etwa die Engelsbrücke am Hadrian-Mausoleum in Rom mit ihren Skulpturen von Bernini oder die Brücke mit der Statue des heiligen Johann von Nepomuk in Würzburg. Aber die Karlsbrücke ist wohl die schönste.“

Am frühen Sonntagmorden werden Trompetenfanfaren die Feierlichkeiten zum Gründungsjubiläum eröffnen. Kommentierte Führungen auf der Brücke sind um 10 und um 14 Uhr geplant.