Der 28. Oktober ist tschechischer Staatsfeiertag. An diesem Tag wurde 1918 die Erste Tschechoslowakische Republik gegründet. Wie in jedem Jahr finden zu diesem Anlass zahlreiche Festveranstaltungen an verschiedenen Orten statt. Staatspräsident Vaclav Klaus eilt von Ort zu Ort, um Reden zu halten und Kränze niederzulegen und Orden zu verleihen.
Zwei Orte stehen am Staatsfeiertag in Prag im Mittelpunkt: die Prager Burg, die Amtssitz des tschechischen Präsidenten ist, und die Nationale Gedenkstätte auf dem Vitkov-Hügel zwischen den Prager Stadtteilen Zizkov und Karlin. Vor dem monströsen Gebäude der Nationalen Gedenkstätte steht die überlebensgroße Reiterstatue von Jan Zizka, dem Heerführer der Hussiten, der im Juli 1420 die Truppen Kaiser Sigismunds auf dem Vitkov-Hügel besiegte. An diesem symbolträchtigen Ort wurde in der Ersten Tschechoslowakischen Republik der Grundstein für die Gedenkstätte gelegt. Aber erst seit der Samtenen Revolution können an der Nationalen Gedenkstätte, die für viele Menschen immer noch eher als Gottwaldmausoleum ein Begriff ist, jedes Jahr Feierlichkeiten zur Staatsgründung begangen werden. Marek Junek, der Kurator in der Abteilung für neue tschechische Geschichte im Nationalmuseum, erläutert die Besonderheit des diesjährigen Programms zum 88. Jahrestag der Staatsgründung auf dem Vitkov-Hügel:
Marek Junek
"Es ist auf seine Art klassisch, aber auch etwas anders. Um neun Uhr wird es eine große Feier geben, einen Pietätakt, bei dem feierlich Kränze an der Gedenkstätte niedergelegt werden. Dann werden Kampfjets über den Vitkov fliegen. Danach wird von zehn bis zwölf Uhr vor der Gedenkstätte eine militärtechnische Ausstellung gezeigt. Danach schließt sich eine Präsentation verschiedener Blasmusik und militärischer Übungen an. Um zwölf Uhr gibt es dann ein Konzert eines Chors aus Venezuela, und ab halb fünf findet ein großes, feierliches Orgelkonzert in der Gedenkstätte statt."
Vítkov-Hügel
Wenn gegen Abend auf dem Vitkov wieder Ruhe eingekehrt ist, wird auf der Prager Burg das offizielle Programm mit der Auszeichnung besonderer Persönlichkeiten durch Präsident Vaclav Klaus fortgesetzt. Nach Presseinformationen sollen insgesamt 22 Personen aus ganz verschiedenen Bereichen des tschechischen Lebens einen Orden oder eine Medaille erhalten. Der Empfang ausgewählter Personen durch den Präsidenten am Staatsfeiertag hat Tradition. Auch der frühere Präsident Tomas Garrigue Masaryk tat dies bereits. So hatte er 1928, am 10. Jahrestag der Republikgründung, Kinder auf die Burg geladen. Etwas befremdlich für heutige Ohren klingt allerdings die Ansprache, die er ihnen hielt:
"Kümmert Euch um Eure Körperpflege, habt keine Angst vor dem Wasser, badet und geht schwimmen. Bewegt Euch rege an der frischen Luft und lasst Euch von der Sonne wärmen!"
