Weltkriegsveteranen, Freiheitskämpfer und Mutige an der Corona-Front – Staatsorden verliehen
Am tschechischen Nationalfeiertag am 28. Oktober werden immer die Staatsorden vergeben. Die dazugehörige Feier musste dieses Jahr wegen Corona ausfallen. Dennoch hat Staatspräsident Miloš Zeman am Mittwoch insgesamt 38 Menschen ausgezeichnet. Das Spektrum ist dabei groß, es reicht von Schlagersänger Karel Gott bis zu einer Krankenschwester im Ruhestand.
Anstatt im Vladislav-Saal auf der Prager Burg sprach Zeman im Fernsehen zur Öffentlichkeit.
„Ich entschuldige mich sehr bei den von mir Ausgezeichneten sowie ihren Familienangehörigen, dass ich wegen der verschärften Corona-Maßnahmen der Regierung die Feierlichkeiten zum 28. Oktober auf das kommende Jahr verschieben muss“, so der Staatspräsident.
Die Ordensträger wurden stattdessen auf der Website der Präsidialkanzlei gewürdigt. Sechsmal vergab der Staatspräsident die höchste Auszeichnung, den Orden des Weißen Löwen. Dabei wurden vier Weltkriegsveteranen geehrt. So etwa Josef Koukal, der den Orden posthum erhielt. Der Militärpilot kämpfte zunächst in Polen, dann in Frankreich und ab 1940 in Großbritannien gegen Hitler-Deutschland. In einer Schlacht über England wurde der Tank seines Flugzeugs getroffen. Sein Sohn Josef Koukal junior hat vor vier Jahren geschildert, was ihm sein Vater vom Absturz der Maschine erzählt hat:
„Mein Vater konnte sich selbst nicht mehr aus der Kabine befreien. Das Flugzeug explodierte dann und schleuderte ihn in die Luft. Obwohl er an 72 Prozent seines Körpers schwere Verbrennungen erlitt, gelang es ihm noch, den Fallschirm zu öffnen und auf der kleinen Insel Sheppey in der Themsemündung zu landen. Dort fand man ihn dann.“
Insgesamt 22 plastische Operationen waren nötig, um Josef Koukal am Leben zu erhalten. Er kehrte in seine Heimat zurück, doch arbeiten konnte er nicht mehr und starb 1980.
Neben den Weltkriegsveteranen wurde der Orden des Weißen Löwen auch Schlagersänger Karel Gott zuteil sowie dem scheidenden Gesundheitsminister Roman Prymula. Letzterer wurde dafür geehrt, dass er im Frühjahr dabei half, Tschechien gut durch die erste Corona-Welle zu bringen.
Aber auch weitere Auszeichnungen verlieh Staatspräsident Zeman für den Kampf gegen die Pandemie. So zum Beispiel an die ehemalige Krankenschwester Jana Březinová. Obwohl ihr seit einer Krebserkrankung ein Lungenflügel fehlt, hilft die Rentnerin wegen der Corona-Krise in einer Klinik aus. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte sie am Donnerstagmorgen:
„Ich selbst finde, dass ich den Orden gar nicht verdient habe. Wenn aber Präsident Zeman auch eine gewöhnliche Krankenschwester aus einer kleinen Klinik dafür auszeichnet, dass sie dort hingeht, wo es sein muss, dann steht das meiner Meinung nach stellvertretend für das gesamte nicht-ärztliche Personal in den Krankenhäusern.“
Jana Březinová hat sich übrigens mit dem Coronavirus infiziert. Im Interview sagte sie jedoch, das Schlimmste habe sie bereits hinter sich und sie rechne damit, ab kommender Woche wieder in der Klinik auszuhelfen.
Zu den weiteren neuen Ordensträgern zählen zum Beispiel der frühere Fußballnationaltrainer Karel Brückner, der Mittelalter-Historiker Petr Čornej oder der Sexuologe Radim Uzel. Der Vorsitzende des tschechischen Verfassungsgerichts, Pavel Rychetský, erhielt den Masaryk-Orden. Zunächst war er Dissident, dann half Rychetský nach der politischen Wende von 1989, eine unabhängige Justiz aufzubauen. Der 77-Jährige sagt, er fühle sich geehrt von der Auszeichnung, gerade weil er andere politische Ansichten habe als Präsident Zeman:
„Das betrifft zum Beispiel die Bewertung der Rechtsstaatlichkeit im benachbarten Polen und in Ungarn. Ich sehe sie dort gefährdet. Und anders als der Staatspräsident oder Premier Babiš halte ich auch die Bedeutung des tschechischen Senats für wichtig. Deswegen hätte ich diese Auszeichnung niemals ablehnen können.“
Miloš Zeman betonte in seiner Rede zum Nationalfeiertag, dass er vor vielen Millionen weiteren Menschen im Land seinen Hut ziehen müsse…
„Die Geschichte wird von all jenen Menschen geschrieben, die im Leben etwas geleistet haben. Das sind nicht nur die mehreren Dutzend, die auf der Prager Burg im Vladislav-Saal ausgezeichnet werden.“