Nationalfeiertag unter Freunden

Foto: ČTK / Ondřej Deml
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Präsident Miloš Zeman hat am Nationalfeiertag die höchsten staatlichen Ehren Tschechiens vergeben. Ausgezeichnet wurden Soldaten, Künstler oder Politiker. Die Verleihung der Orden stand dabei unter anderem im Licht der Samtenen Revolution vor 30 Jahren.

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Emil Boček  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Es wird wohl eine Premiere gewesen sein im Wladislaw-Saal der Prager Burg. Stellvertretend für den gefallenen Afghanistan-Soldaten Tomáš Procházka übernahm dessen Vater die Helden-Medaille, und das in Begleitung von Prochazkas früherem Diensthund. Die meisten der diesjährigen Auszeichnungen gingen an Angehörige des Militärs, ob nun an aktive oder Weltkriegsveteranen. So erhielt auch der letzte lebende tschechoslowakische Pilot der Royal Airforce, Emil Boček, den Orden des weißen Löwen erster Klasse:

„Ich bin überrascht, dass der Präsident mir eine so hohe Auszeichnung verliehen hat“, so der 96-jährige ehemalige Kampfpilot der britischen Luftwaffe.

Dagmar Koller  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
Insgesamt 42 Menschen hat Staatspräsident Miloš Zeman am Nationalfeiertag am Montag ausgezeichnet. Darunter war auch der ehemalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk. Als ORF-Chef regte er in den 1960er Jahre gemeinsam mit seinen Kollegen vom Tschechoslowakischen Fernsehen die sogenannten Stadtgespräche an. Diese sollten zu einer offeneren Debatte zwischen Prag und Wien führen in der Zeit der Liberalisierung damals. Den Orden nahm die Zilk-Witwe Dagmar Koller entgegen:

„Für meinen Ehemann wäre das ein großes Ereignis. Ich bin mir sicher, dass er gerade auf uns herabschaut. Durch meinen Mann habe ich Tschechien gut kennengelernt und war oft hier. Ich bin so dankbar und glücklich, das ist wirklich eine große Ehre.“

Miloš Zeman  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Eigentlich hätte Zilk schon 1998 vom damaligen Präsidenten Václav Havel geehrt werden sollen. Dieser zog die Ordensvergabe jedoch zurück, da zu jener Zeit Berichte über die angebliche Zusammenarbeit Zilks mit dem kommunistischen Geheimdienst StB veröffentlicht wurden. Havel entschuldigte sich beim Begräbnis des SPÖ-Politikers im Jahr 2008 für seine Entscheidung.

Die diesjährigen Feiern standen unter anderem im Zeichen der Samtenen Revolution vor 30 Jahren. Präsident Zeman erinnerte in seinem Grußwort deshalb an den ersten demokratischen Präsidenten des Landes:

„Václav Havel stand an der Spitze der Samtenen Revolution und vorher der Charta 77. Die zwölf Jahre dazwischen waren für ihn gezeichnet von Haft und Krankheit. Aber auch von Freundschaften mit Mitstreitern, die in Zeiten der Wende schließlich beteiligt waren an den Verhandlungen mit dem kommunistischen Regime.“

Václav Klaus  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Als bedeutende Persönlichkeiten der 1990er Jahre zeichnete Zeman unter anderem seinen Amtsvorgänger Václav Klaus aus, aber ebenso den ehemaligen slowakischen Staatspräsidenten Rudolf Schuster.

Traditionell erhielten jedoch nicht nur Persönlichkeiten aus Militär und Politik die höchsten staatlichen Ehren. Deshalb würdigte Zeman unter anderem den verstorbenen Unternehmer Jan Antonín Baťa. Doch auch bedeutenden Künstlern überreichte das tschechische Staatsoberhaupt die höchsten Orden. Darunter dem bosnisch-serbischen Regisseur und Absolventen der Prager Filmhochschule Famu, Emir Kusturica, oder dem Fotografen Jan Saudek.

„Er sei vor 30 Jahren schon vom französischen Präsidenten geehrt worden, das könne man aber kaum vergleichen“, so Jan Saudek, der vor allem durch seine expressiven Frauendarstellungen berühmt geworden ist.

Libor Podmol  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Neben Künstlern ehrte Zeman zudem einige Sportler, die sich um den guten Namen Tschechiens verdient gemacht haben. Unter anderem erhielt die lebende Eishockey-Legende Jaromír Jágr einen Orden. Doch auch das Motocross-Ass Libor Podmol konnte sich über eine Verdienst-Medaille freuen:

„Ich habe die Weltmeisterschaft und die X-Games gewonnen. Dabei habe ich immer die tschechische Fahne auf der Brust getragen und betont, dass ich ein stolzer Tscheche sei.“

Zeman forderte in seiner Rede zum Nationalfeiertag weniger Spaltung und Hass in der tschechischen Gesellschaft:

„Ich wünsche Tschechien, dass es kein Land des Hasses sein wird. Dieser Hass ist fast schon pathologisch und existiert derzeit vor allem in den sozialen Netzwerken. Tschechien soll auch kein Land des Neides sein, sondern ein Land des Erfolges.“

Ganz ohne Dissonanzen liefen die Feierlichkeiten aber nicht ab. So waren beispielsweise Zeman-Kritiker aus der Opposition nicht auf die Prager Burg eingeladen. Deshalb sprachen viele Gegner Zemans im Vorfeld von einer Privatfeier des Staatsoberhauptes zum Nationalfeiertag.