6. Nonstop-Lesung der tschechischen Literatur steht unter dem Motto: "In der Wahrheit leben - Zu Ehren von Vaclav Havel"
An diesem Sonntag fällt in Prag der Startschuss zur 6. Nonstop-Lesung der tschechischen Literatur - organisiert von der Prager Jazz-Sektion und den tschechischen Zentren in Bratislava, Berlin, Warschau, Moskau, Stockholm und Den Haag. Vier Tage und Nächte lang wird im 15-Minuten-Takt nonstop aus literarischen Werken gelesen. Und das nicht nur in Kultureinrichtungen, sondern erstmals auch auf höchster politischer Ebene. Silja Schultheis berichtet.
Der 6. Jahrgang der Nonstop-Lesung der tschechischen Literatur trägt das Motto: "In der Wahrheit leben - Zu Ehren von Vaclav Havel". Gelesen wird aber wohl nicht nur aus dem literarischen Werk des Ex-Präsidenten und Dichters, vermutet Karel Srp von der Prager Jazz-Sektion:
"Die Wahrheit haben auch andere zu ihrem höchsten ethischen Prinzip gemacht: Jan Hus, Jan Amos Comenius - eine ganze Reihe von Schriftstellern. Und deshalb ist es wahrscheinlich, dass bei der diesjährigen Nonstop-Lesung auch aus den Werken anderer Autoren gelesen wird. Wir haben beispielsweise schon eine Anfrage aus der UNO erhalten, ob man dort Albert Schweitzer lesen könne."
Aus der UNO, in der Tat: Denn in diesem Jahr bleibt der Literatur-Marathon nicht auf die Prager Jazz-Sektion und die tschechischen Zentren im Ausland beschränkt. Beteiligen werden sich daran auch UNO-Vertreter aus 30 Staaten. Karel Srp:
"Wir sind froh, dass ausgerechnet aus dem Gebäude der UNO, aus dem 57 Jahre lang nur politische Deklarationen verlautbart wurden, plötzlich über Humanismus und Literatur gelesen wird. Ich denke, dass ist ein prima Schritt, der Dank der Tatsache realisiert werden konnte, dass unser Landsmann Jan Kavan gegenwärtig Vorsitzender der UNO-Generalversammlung ist. Das wird wohl das erste und zugleich auch das letzte Mal sein, dass sich die UNO an einer solchen Lesung beteiligt."
Vorrangiges Ziel der Nonstop-Lesung ist es, die tschechische Kultur im Ausland auf unkonventionelle Weise zu präsentieren. Milan Sedlacek, Leiter der Tschechischen Zentren:
"Dabei ist die Literatur für uns ein wichtiger Bereich, zum einen weil ihre Präsentation technisch weniger aufwändig ist als etwa die von Filmen. Und zum anderen denke ich, dass gerade die zeitgenössische tschechische Literatur auch auf einem sehr hohen Niveau ist. Ich denke, das ist ein Gut, auf das wir durchaus stolz sein können."
Zum Auftakt des Lese-Marathons wird am Sonntag morgen Vaclav Havel persönlich in der Jazz-Sektion auf der Prager Kleinseite erwartet. Ob er selbst lesen oder den Lesenden nur zuhören wird, hat er noch nicht verraten. Am nächsten Montag und Dienstag wird die Lese-Staffel dann in den Tschechischen Zentren im Ausland und im Gebäude der UNO fortgesetzt.
Einen genauen Zeitplan der Lesung in den einzelnen Ländern können Interessenten im Internet einsehen unter:
Auf dieser Webseite kann man ab Sonntag auch die gesamte Lesung virtuell mitverfolgen.