Advent beim Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Prag
Unter dem Motto: "Wie klingt der Advent bei..." sind wir an jedem Adventssonntag bei unterschiedlichen Personen zu Gast, um zu hören, wie sie die Adventszeit feiern, verstehen und erleben. Hören sie heute: "Wie klingt der Advent bei Helmut Elfenkämper", dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Prag. Anne Lungova war bei ihm zu Gast.
Seit jeher ist der Advent mit einer politischen Dimension verbunden. Christen haben zu allen Zeiten mit der Ankunft Jesu die Änderung der bestehenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse erwartet. Verantwortungsträger aller Epochen haben von dieser Hoffnung Impulse für ihr politisches Handeln erhalten. Botschafter Helmut Elfenkämper sieht vor allem in offenen Begegnungen den Advent als freudiges Ereignis bestätigt:
"Ich denke zum Beispiel an einen Neujahrsfrühschoppen Anfang Januar dieses Jahres zwischen niederbayerischen und südböhmischen Politikern in einer Hütte an der Grenze, bei gutem Bier und böhmischem Essen. Das war ein ganz positiver Eindruck. In einem ganz anderen Register, sozusagen, stehen verschiedene Begegnungen mit der neunzigjährigen Schriftstellerin Lenka Reinerova. Auch von diesen habe ich einen sehr freudigen und positiven Eindruck."
Dass auch politische Entwicklungen zur unerwarteten "frohen Botschaft" werden können, hätte Helmut Elfenkämper früher allerdings nicht geglaubt:
"Da fällt mir, wie vielen Deutschen mit mir, die Öffnung der Mauer in Berlin ein, die ich vor einem Fernsehapparat in Paris erlebt habe. Ich konnte das, was ich dort auf dem Fernseher sah, fast genauso wenig glauben wie der französische Reporter, der das ganz aufgeregt kommentiert hat."Die Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse für alle Menschen umzusetzen, hält der Botschafter für eine Aufgabe, der sich die Politik - aber nicht nur in der Vorweihnachtszeit - stellen muss.
"Wer arm ist, wer am Rand der Gesellschaft steht, ist sicher von Problemen der Unsicherheit und der Gewalt stärker bedroht, als jemand, dem es gut geht und der die Sicherheit sozusagen kaufen kann. So kommt vieles zusammen, was geschehen muss, damit die Menschen, die am Rand stehen, wieder in die Gesellschaft hineingeführt werden. Ich glaube, die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Menschen wieder Arbeit finden, nicht nur, damit sie ihre materielle Grundlage sichern können, sondern damit sie ihre Würde wiedergewinnen."
Seine Zukunftserwartungen sieht Botschafter Helmut Elfenkämper vor allem durch die jüngere Generation erfüllt:
"Ich glaube, dass in der Bevölkerung in beiden Ländern in Zukunft das Bewusstsein dafür wachsen wird, dass Tschechien und Deutschland vieles an Positivem aus der Vergangenheit gemeinsam haben - wirtschaftlich, kulturell, aber natürlich auch menschlich. Die jüngere Generation knüpft daran bereits wieder an, und wir müssen vor allem die Begegnung der jüngeren Generation fördern."