Ältere Generation - Skepsis und Hoffnung

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berge kommen. Diese Redensart galt auch für das Referendum zum EU-Beitritt in Tschechien: Wer nicht zur Wahlurne kommen konnte, konnte sich dennoch an der Wahl beteiligen. Alte Leute wurden beispielsweise von Mitarbeitern der Wahlkommissionen besucht und konnten ihre Stimme für oder gegen den Beitritt von zu Hause aus abgeben. So war es auch im Altersheim in Prag-Dejvice, das Markéta Maurová besucht hat.

Bereits einen Tag vor dem Referendum haben sich Bewohner des Altersheims in Prag-Dejvice versammelt, um über die bevorstehende Wahl zu diskutieren und sich darauf vorzubereiten. Zur Auflockerung wurde das Informationstreffen von Musik begleitet: Zwei bekannte tschechische Schauspieler kamen zu den Altersheimbewohnern, um für sie, aber auch mit ihnen zu singen. Gesungen hat man mit Begeisterung. Und die Einstellung zur Europäischen Union? Von einem Enthusiasmus kann nicht gerade die Rede sein: der eine ist voller Hoffnung, der andere wiederum eher skeptisch. So z.B. Herr Stanislav Vavra:

"Ich bin schon alt und erwarte vom Leben wirklich nichts Großes mehr. Denn ich habe den Vorkriegsstaat, den "Hitlerismus", dann den Kommunismus erlebt. Und darunter, dass wir der EU beitreten, stelle ich mir nichts Neues vor."

Herr Vavra erwartet vom EU-Beitritt eher eine Verschlechterung seines Lebensstandards:

"Uns, also den Rentnern, wird dies wahrscheinlich weitere Belastungen bringen, denn wir können Europa nicht aufholen, wo die Renten wesentlich höher sind als bei uns. Wenn dann noch der Euro eingeführt wird, wird das die schwächere Schicht hier, d.h. die Rentner, Lehrer, medizinische Mitarbeiter treffen, denn wir werden uns niemals mit europäischen Staaten vergleichen können."

Frau Marie Hovorkova äußert mehr Optimismus. Worauf hofft sie im Zusammenhang mit der Europäischen Union?

"Dass man uns mehr Aufmerksamkeit schenkt. Denn es ist wirklich schrecklich zu beobachten, wie sich die Welt in vielerlei Hinsicht verändert. Wir teilen alle die Hoffnung, dass nun eine Wandlung zum Besseren kommt. Ich habe unterschiedliche Zeiten erlebt. Aber nie habe ich mir darin das meine gewählt, weil es sich immer irgendwie umkehrte. Man wusste nicht, wo man steht und was einen erwartet. Besonders im hohen Alter. Wir erwarten also viele Veränderungen."