Ärzte demonstrieren gegen Arbeitszeitverlängerung

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Am Donnerstag versammelten sich vor dem Sitz des Gesundheitsministeriums ungefähr 300 Ärzte. Und sie waren sehr verärgert: Gesundheitsminister Tomáš Julínek will nämlich ihre Arbeitszeit um 8 Stunden pro Woche verlängern. Ihr Lohn wird dadurch aber nicht automatisch erhöht. Das sorgt nun für Unruhe unter den tschechischen Ärzten.

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„Julínek ist der Totengräber des tschechischen Gesundheitswesens.“ Das konnte man am Donnerstag vor dem Gesundheitsministerium auf einem der vielen Transparente lesen. Der Minister ist entschlossen, das tschechische Gesundheitswesen gründlich zu reformieren. Jetzt will er einen Missstand beseitigen, den man seiner Meinung nach nicht länger dulden kann. Ärzte arbeiten in der Regel viel länger als die vierzig Stunden, die im Arbeitsvertrag gesetzlich vorgeschrieben sind. Und gerade der Überstundenausgleich sei manchmal genauso hoch wie die Hälfte ihres Gehaltes.

Milan Kubek  (Foto: CTK)
Ärzte sollen die Möglichkeit haben, mehr arbeiten zu dürfen, behauptet der Minister. Aber nicht das Ministerium entscheidet über eine Lohnerhöhung, sondern die Arbeitsgeber sollen das für sich entscheiden. Und gerade davor haben die tschechischen Mediziner am meisten Angst – mehr Arbeit für gleiches Geld.

„Die Ärzte werden im Modell des Herrn Minister einfach dazu gezwungen, die Arbeitszeitverlängerung zu akzeptieren. Acht Stunden sollen einfach auf die Arbeitszeit aufgeschlagen werden, die im Arbeitsvertrag definiert ist. Das heißt, der Arzt hat keine Chance, diese acht Stunden ohne das Risiko abzulehnen, dass er seine Arbeit verliert,“ so der Chef der tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek.

Tomáš Julínek  (Foto: CTK)
Minister Julínek sieht in der Maßnahme hingegen kein Problem.

„Ich wünsche mir für die Ärzte nur das Beste, und ich möchte sie auch gut entlohnen. Aber ich will auch, dass sie die richtigen Informationen bekommen, damit sie dann eine Wahl treffen können. Wenn sie sich für eine andere Variante entscheiden, werde ich ihre Entscheidung teilweise respektieren, aber es wird mir leid für sie tun,“ so der Minister.

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In den nächsten Tagen werde er nicht gut schlafen, das verspricht ihm der Vorsitzende des Arbeitnehmerverbandes der Ärzte, Martin Engl.

„Auch wenn sich 20 000 Ärzte hier versammelten, würde es ihn von seinem Plan nicht abhalten. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass er von seiner Funktion zurücktreten muss. Sollte er seine Pläne aber nicht fallen lassen, werden wir weitere Aktionen vorbereiten. Und diese Aktionen werden dann einen spürbaren Einfluss auf Patienten haben.“