Aktionskünstler muss für kreative Ampelmännchen ins Gefängnis
Roman Týc ist mal wieder in den Medien. Er ist Mitglied der Künstlergruppe „Ztohoven“, die es im Jahr 2007 schaffte, eine Atombombenexplosion ins tschechische Frühstücksfernsehen zu schmuggeln. Im Mittelpunkt steht gegenwärtig aber eine andere Aktion aus demselben Jahr: Týc hatte in Prag die Ampelmännchen durch eigene Kreationen ausgetauscht und war deswegen zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Da er diese nicht zahlen will, wird er wohl eine einmonatige Haftstrafe antreten müssen.
„Die Sicherheit hat er wohl nicht gefährdet, die Farben Rot und Grün sind ja geblieben. Natürlich hat er Schaden angerichtet, weil jemand die ursprünglichen Ampelmännchen wieder anbringen musste. Das wird den Magistrat beziehungsweise die Straßenmeisterei Zeit und Geld gekostet haben. Also sicherlich eine interessante Aktion, die aber eben nur einmalig war.“
Den Schaden hatte Týc der Stadt erstattet; die Strafe, zu der ihn ein Prager Gericht verurteilt hat, will der Künstler aber nicht zahlen. Er hat sich für die Alternative entschieden – ein Monat Gefängnis. Ob er aber tatsächlich ins Gefängnis muss, darüber herrscht noch keine Klarheit. Seine Unterstützer haben eine Facebookgruppe gegründet, die mittlerweile schon mehr als 1000 Mitglieder zählt. Aus diesen Reihen wurde sogar ein Brief an Staatspräsident Václav Klaus geschickt, mit der Bitte um Begnadigung. Der Kunsthistoriker Radek Wohlmuth versucht zu erklären, warum der Künstler die Strafe nicht bezahlen kann:
„Würde er diese Strafe bezahlen, würde er das System unterstützen, das ihn für eine Sache verurteilt hat, die nicht einmal die Gerichtskosten wert war. In dem Moment, in dem er dem Urteil zustimmt und die Strafe bezahlt, würde er sein Gesicht verlieren.“Kritiker werfen Týc und der Künstlergruppe „Ztohoven“ vor, nur Aufmerksamkeit heischen zu wollen und keine wirkliche Kunst zu produzieren. Der Wissenschaftler Wohlmuth sieht das aber anders:
„Kunst hat heute ein anderes Wesen und auch eine andere Bedeutung als noch vor 100 oder 200 Jahren. Heute zielt die Kunst darauf, die Gesellschaft zu untersuchen und Dinge herauszupicken, die für unser heutiges Leben unangenehm sind. Das können Probleme mit der Identität sein, der Druck durch Werbung und Ähnliches. Und der Künstler kann und darf dabei nicht Halt machen, wenn er die Grenzen des Gesetzes erreicht.“
Dass Týc ein Querkopf ist und sich nicht unbedingt an Konventionen hält, hat er mehrmals unter Beweis gestellt: zum Beispiel als er angeblich Bilder aus der Asche verstorbener Menschen erstellte. Am Mittwochabend geriet er erneut mit dem Gesetz in Konflikt: Als er einer Frau beistehen wollte, die von Polizisten kontrolliert wurde, soll er den Beamten gegenüber handgreiflich geworden sein. Týc streitet dies ab, er habe die Beamten nur auf ihre rüde Vorgehensweise gegenüber der Frau hingewiesen. Sollte sich die Anschuldigung jedoch bestätigen, drohen ihm bis zu vier Jahren Gefängnis.