Alles wieder in Ordnung?

Nach den Protesten, welche die Jahrestagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds in den vergangenen 3 Tagen begleitet haben, scheint wieder Ruhe in Prag eingekehrt zu sein. Doch nun werden kritische Stimmen laut, die den Einsatz der Polizeikräfte für zu schwach oder zu überzogen bewerten. Während der tschechische Innenminister Stanislav Gross hinter seinen Männern steht, regt sich Protest gegen Polizeiübergriffe aus den Reihen der Demonstranten. Einen detaillierten Bericht von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:

Zerstörte Filiale der Investitions- und Postbank  (IPB) auf dem Wenzelsplatz
Bis zum Donnerstagabend hat die tschechische Polizei 859 Personen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen der letzten Tage festgenommen, 330 von ihnen waren Ausländer, die entweder in der Tschechischen Republik angeklagt werden oder direkt des Landes verwiesen wurden. So die Bilanz eines friedlich geplanten Demonstrationstages gegen die Jahrestagung der Weltbank und des Währungsfonds. Singend und tanzend wollte man durch die Straßen Prags ziehen und auf die schlechten Seiten dieser Finanzinstitutionen aufmerksam machen. Doch dann riefen einige Demonstranten zum Sturm:

Die Polizei ist auf die Demonstration der Globalisierungsgegner vorbereitet
Es flogen Pflastersteine, Fensterscheiben wurden eingeschlagen und Autos brannten. Polizeitruppen schritten zur Tat und versuchten die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Gegen die organisierten Krawallmacher wurden Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. Bei der Bevölkerung machte sich die ungute Stimmung breit, dass die Polizei viel zu lange nur zugesehen habe, bis sie endlich ihrer Pflicht nachgekommen sei. Dagegen wehrte sich Innenminister Stanislav Gross:

"Wir hatten alles im Griff, so wie es uns unsere Mittel ermöglichten - daher lehne ich diese Kritik ab. Es gab nur eine Möglichkeit, entweder ich setze wehrlose Polizisten Demonstranten aus, die mit Steinen und Schlagwerkzeugen bewaffnet sind oder ich warte ab, bis ich gegen diese Randalierer eine effektives Mittel in der Hand habe. Ich werde nicht das Leben der Männer und Frauen riskieren, die auf solch eine Situation nicht vorbereitet waren."

Prager McDonald's-Imbiss einen Tag nach den Ausschreitungen
Polizeipräsident, Jiri Kolar, ließ hingegen in einem Interview für die Zeitung Lidove noviny verlauten, dass man, was Strategie und Ausrüstung betrifft vielleicht nicht genug vorbereitet gewesen war, aber man wolle aus diesen Fehlern lernen. Unzufrieden jedoch zeigte sich auch ein Teil der Demonstranten, die am Donnerstagvormittag direkt vor dem Innenministerium gegen die Inhaftierung und angeblich schlechte Behandlung ihrer verhafteten Mitstreiter protestierten:

Ob diese Proteste gegen den Polizeieinsatz berechtigt waren, hier eine Demonstrantin aus Österreich:

Bleibt abschließend noch anzumerken, dass auch Tschechiens Diplomatie im Ausland einiges zu tun hatte, als das tschechische Konsulat in Barcelona für kurze Zeit von Globalisierungsgegnern, welche die Freilassung der in Prag inhaftierten Demonstranten erwirken wollten, besetzt wurde.

Autor: Armin Sandmann
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