In Amberg fand das Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde mit tschechischen Teilnehmern statt
"Grenzen überwinden - Mitteleuropa gestalten" war das Motto des Bundestreffens der Ackermann-Gemeinde, das am vergangenen Wochenende in Amberg stattfand. Martina Schneibergova nahm an dem Treffen teil.
Ähnlich wie beim vergangenen Bundeskongress vor drei Jahren in Bamberg wurden auch diesmal mehrere Vertreter aus Tschechien zu dem Bundestreffen der Ackermänner eingeladen - einer Organisation, die 1946 von sudetendeutschen Katholiken gegründet wurde und sich während des kommunistischen Regimes an der Unterstützung der Kirche in der Tschechoslowakei bedeutend beteiligte. Das Programm des Treffens war sehr vielfältig. So präsentierte hier am ersten Konferenztag die tschechische Studentenbewegung "Antikomplex" in einer Videoschau ihre in Tschechien veranstaltete Wanderausstellung "Verschwundenes Sudetenland". An einer Podiumsdiskussion über die Werteordnung der EU nahmen deutsche, tschechische und slowakische Vertreter aus den Bereichen Politik, Philosophie, Theologie und Kirche teil. Vier verschiedene Gesprächsforen zu Themen wie grenzüberschreitende Kulturarbeit boten den Teilnehmern die Möglichkeit, sich mit einem bestimmten Aspekt der Zusammenarbeit in Mitteleuropa näher zu beschäftigen. Vorträge über die Friedensordnung in Europa hielten zum Abschluss des Treffens der Vizepräsident des Europaparlaments, Ingo Friedrich, und Professor Jan Sokol, der dieses Jahr als Kandidat der Regierungskoalition für die Nachfolge von Präsident Vaclav Havel nominiert wurde. Bei den Diskussionen wurde oft Bezug auf die baldige EU-Mitgliedschaft Tschechiens genommen. Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Walter Rzepka, dazu:"Damit wird die Nachbarschaft viel enger, es werden sich viele Chancen bieten, wie man einander näher kommen und gemeinsam für Europa und in Europa arbeiten kann, und das ist jetzt unser modernes Ziel."
Das Motto des Bundestreffens lautete: Grenzen überwinden, Mitteleuropa gestalten. Sie haben selbst jetzt zum Abschluss gesagt, dass Ihnen der Satz von Professor Sokol gefallen hat: Wir müssen die Zäune lächerlich machen...
"Zäune trennen, aber wir wollen Nachbarschaft, und Nachbarschaft verbindet, und deswegen müssen die Zäune weg. Das kann man aber nicht nur beschließen zwischen den Politikern, das muss zwischen den Menschen gedeihen, und das ist dieses Lächerlichmachen, das Herr Sokol meinte und dem ich sehr zustimmen kann. Wir müssen viel mehr Gemeinsamkeiten entdecken. Wir sind gewohnt, die Menschen zu sortieren - nach ihrer Muttersprache las Deutsche oder Tschechen. Aber es gibt ja auch ganz andere verbindende Elemente - z. B. Mitteleuropäer zu sein - das ist eine relativ schon hohe Ebene. man kann auch viel niedrigere Ebenen als Identifikationsmerkmal nehmen - z. B. die grenzüberschreitenden Regionen der Böhmerwald, das Erzgebirge - auch das sind Anknüpfungspunkte, wo die Menschen unabhängig von ihrer Sprache und Herkunft sagen: Ja, das sind wir auch - Böhmerwäldler, Erzgebirgler. Und das meine ich kann jetzt im neuen Europa bei ganz offenen Grenzen weiter betrieben werden."Ich fragte Dr. Rzepka danach, welche der Diskussionen er für besonders interessant und anregend hielt:
"Ich würde auf jeden Fall das große Gesprächsforum von Samstagvormittag hervorheben, das sich mit der Frage befasste, welche Wertvorstellungen uns in der EU leiten sollen. Da kamen so verschiedene Aspekte zum Tragen - der Aspekt des Philosophen, des Theologen, des Politikers, der Aspekt auch des einzelnen Christen. Das fand ich sehr faszinierend, weil dadurch doch die ganze Komplexität deutlich wurde. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass an diesem Punkt sich die Entwicklung Europas in die Zukunft hinein entscheiden wird. Wir können zwar nicht so ganz exakt sagen, was die Werte sind, auf die es ankommt, aber wir sind ganz einige darin, dass es solche Werte gibt, die letztendlich wohl in dem Begriff ´Menschenwürde´ zusammengefasst werden können."Mehr über das Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde bringen wir in der nächsten Ausgabe der Sendereihe "Begegnungen" am 9. Oktober.