Andenken an Schriftsteller Franz Werfel wird in Tschechien hochgehalten

Franz Werfel

Weltweit wird dieses Jahr unter anderem an den vor 100 Jahren im Osmanischen Reich an den Armeniern verübten Genozid erinnert. Aus diesem Anlass gibt der Verlag Vyšehrad eine Neuauflage von Franz Werfels berühmtem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ in Tschechisch heraus. Darin hat der aus Prag stammende Schriftsteller das tragische Schicksal der Armenier sehr nachhaltig beschrieben. Mit der Herausgabe des Buches wird gleichzeitig auf die zwei Jubiläen von Werfel hingewiesen, die ebenfalls in dieses Jahr fallen: sein 125. Geburtstag und sein 70. Todestag.

Franz Werfel  (Foto: Carl Van Vechten,  Public Domain)
Wenn man von Franz Werfel spricht, bekommt man häufig auch zu hören, dass er in seiner Jugend- und Studienzeit mit den zwei anderen Koryphäen der deutschsprachigen Literatur aus Prag, Max Brod und Franz Kafka, eng befreundet war. Darauf verweist auch der Dichter und Philosoph Eugen Brikcius. Dazu schildert er diese Episode:

„Kafka ging einmal mit Werfel unweit von Prag an der Sázava zum Baden. Beide schwammen nackt. Werfel erkältete sich, und seine Mutter war darüber sehr verärgert.“

Die Publizistin Zuzana Brikciusová wiederum hebt hervor, weshalb sich Franz Werfel für ewig in die Herzen der Armenier geschrieben hat:

„Der Roman ´Die vierzig Tage des Musa Dagh´ wird bis heute unter den Armeniern als das bedeutendste Werk der Weltliteratur angesehen. Das machen sie immer wieder deutlich.“

´Die vierzig Tage des Musa Dagh´  (Foto: Verlag Vyšehrad)
1929 heiratete Werfel die aus Wien stammende Alma Mahler. Beide gingen danach oft auf Reisen. Während seiner zweiten Nahostreise Anfang 1930 traf Werfel in einem Waisenhaus in Syrien Überlebende des Völkermords an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs. Diese Begegnung wie auch der Besuch in einer Teppichfabrik in Damaskus, in der verstümmelte armenische Kinder arbeiteten, inspirierte den Schriftsteller zu seinem Roman. Darin schildert er das Schicksal von etwa 5000 Armeniern, die sich vor der osmanischen Armee auf den Berg Musa Dagh (Mosesberg) geflüchtet hatten.

Franz Werfel war ein führender Vertreter des Expressionismus in der Literatur. In seinen jungen Jahren schrieb er viele Gedichte. 1911 erschien sein erster Gedichtband „Der Weltfreund“. Über diesen Band hat Franz Kafka einmal kundgetan, er sei „von den Gedichten so verzückt“, dass „sie ihn zur Unzurechnungsfähigkeit treiben“. Während ihn sein Freund vergötterte, war Werfel selbst nicht immer von sich überzeugt, sagt der Sekretär der Föderation der Jüdischen Gemeinden in Tschechien, Tomáš Kraus:

Tomáš Kraus  (Foto: Jiří Němec)
„Wie alle Menschen hat auch Werfel oft an sich gezweifelt. Vor allem darüber, ob seine Werke qualitativ gut seien und ob er als Schriftsteller bestehen könne. Die Geschichte aber hat längst gezeigt, dass Werfels Schriften zu den besten in der Literatur gehören.“

Deshalb wird Werfel auch hierzulande noch sehr verehrt. Besonders das Ehepaar Brikcius hat es sich dabei zur Aufgabe gemacht, immer wieder auf das Schaffen von Werfel und dessen Verdienste für die deutschsprachige Literatur in Prag hinzuweisen. Im Frühjahr hat Eugen Brikcius zum Beispiel einen literarischen Ausflug in Prag veranstaltet, der ganz Zeichen des 70. Todestags des Schriftstellers stand. Werfel starb im Alter von 54 Jahren im amerikanischen Beverly Hills an einem Herzinfarkt.

„Franz Werfel in Wort und Bild“
An den österreichischen Schriftsteller jüdischer Herkunft mit deutschböhmischen Wurzeln erinnert zudem eine neue Plakatausstellung, die dieser Tage in mehreren Prager Kulturhäusern zu sehen ist, darunter im Lausitzer Seminar. Die Ausstellung „Franz Werfel in Wort und Bild“ ist eine weitere Danksagung an den großen Romanautor und Dichter. Das Ehepaar Brikcius lässt seine aussagekräftigen Plakate indes jedes Jahr an Litfasssäulen und Plakatwänden anbringen. Als Motiv dienen vor allem Autoren mit jüdischen Wurzeln. Im kommenden Jahr wird daher die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach das Porträt eines solchen Plakates zieren. Sie war zugleich Vorbild und Inspiration für das befreundete Trio Brod, Kafka, Werfel. Der 12. März kommenden Jahres ist ihr 100. Todestag.

Autor: Lothar Martin
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