Anschlag auf Roma erschüttert Tschechien – Spekulationen über rassistisches Motiv
Tschechien ist erschüttert. In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es in Vítkov in Mährisch-Schlesien zu einem Brandanschlag auf ein Einfamilienhaus. Die Bilanz: drei Schwerverletzte, darunter ein zweijähriges Mädchen. Die Opfer sind Angehörige der Roma-Minderheit. Die Behörden halten ein rassistisches Motiv für den verbrecherischen Anschlag für wahrscheinlich.
„Es wurden vier Brandsätze durch alle vier Fenster des Hauses geworfen und die Wasserleitung zum Haus wurde wahrscheinlich abgestellt. Die Großmutter hat versucht das Feuer zu löschen, aber das Wasser ging aus. Es ist möglich, dass der Anschlag aus anderen Gründen verübt wurde, aber ich gehe davon aus, dass ein rassistisches Motiv vorliegt.“
Eine Zeugin will kurz vor der Tat den Ausruf „So Zigeuner! Jetzt brennt ihr!“ gehört haben. Der Anschlag in Vítkov hat - noch bevor die Hintergründe der Tat klar sind - eine öffentliche Diskussion über die Rolle des Staates im Kampf gegen rassistische Tendenzen ausgelöst. Kocábs Ministerium lässt zurzeit Strategien gegen soziale Ausgrenzung erarbeiten. Im konkreten Fall des Anschlags von Vítkov weist der Minister aber eine Schuld des Staates zurück.„Der Anstieg des Extremismus ist alarmierend und es ist notwendig, dass sich der Staat diesem Thema intensiv widmet. Eine solche einzelne Tat kann man aber nicht vorhersehen“, sagt Kocáb und forderte auch von der Gesellschaft ein klares Bekenntnis gegen Rassismus.
Ungeachtet dessen glauben viele Roma in Tschechien offenbar nicht, dass ihnen der Staat genügend Sicherheit bietet. Von ihrem tschechischen Dachverband wurden die Roma zu erhöhter Wachsamkeit gegenüber „terroristischen Anschlägen von Tschechen“ aufgerufen. Die Leute seien verängstigt und ständig verbalen Angriffen ausgesetzt, warb der Politikwissenschaftler Zdeněk Zbořil im Fernsehen um Verständnis für die heftigen Worte.Weiter angefacht wurde durch den Anschlag in Vítkov die Diskussion um Asylanträge tschechischer Roma in Kanada. 570 Anträge sollen es allein in den ersten beiden Monaten des Jahres gewesen sein. Nach dem Brandanschlag hatte der Roma-Dachverband abermals dazu aufgerufen, nach Kanada zu emigrieren.
In den Zeitungen sind inzwischen jedoch Berichte erschienen, dass bei den angeblich professionell organisierten Asylverfahren eine Menge Geld in die Taschen so genannter Vermittler fließen soll.