Arroganz und Versagen: Abriss des Architekturdenkmals "Komuna" geht weiter

Kulturhaus Komuna in Prerov (Foto: CTK)

In Prerov geht der Kampf um die Erhaltung des örtlichen Kulturhauses Komuna weiter, das einem Einkaufszentrum weichen soll. Ab dem kommenden Donnerstag wird das architektonisch bedeutende Gebäude rechtsgültig unter Denkmalschutz stehen. Gut möglich aber, dass das Haus das nicht mehr erleben wird: Der Abriss hat bereits begonnen. Thomas Kirschner berichtet.

Kulturhaus Komuna in Prerov  (Foto: CTK)
In Prerov rollen die Bagger. Das Dach und der hintere Trakt des in der Stadt einzigartigen Vereinshauses aus den 20er Jahren sind bereits abgerissen. Nach dem vorläufigen Stopp der Arbeiten steht der Demolierung nun rechtlich nichts mehr im Wege, seit die Baufirma am Freitag die letzten fehlenden Dokumente vorgelegt hat. Am Vormittag hatten daraufhin Demonstranten versucht, die Arbeiten aufzuhalten - eine bessere Idee hat auch Kulturminister Vaclav Jehlicka nicht mehr:

"Das einzige, was mir jetzt noch einfällt, ist hinzufahren und das Haus mit dem eigenen Körper vor dem Abriss zu schützen, wenn ich das mal so übertrieben sagen darf. Wir haben alle erreichbaren Mittel ausgeschöpft und sehen keine weiteren gesetzlichen Möglichkeiten. Das einzige, was bleibt, ist, sich als Aktivist vor Ort dem Abriss entgegenzustellen."

Kulturhaus Komuna in Prerov  (Foto: CTK)
Die jüngste Geschichte des Kulturhauses Komuna ist ein Lehrstück über das Versagen des Denkmalschutzes, aber auch über die Arroganz der Investors, der Brünner Reinvest Corporation. Auf deren Antrag hatte ein Mitarbeiter des Kulturministeriums das Vereinshaus vor kurzem von der Denkmalschutzliste streichen lassen - trotz Protest der örtlichen Denkmalschützer. Als schließlich ein Verfahren eingeleitet wurde, um die Streichung rückgängig zu machen, kamen die Bagger - in einer Nacht-und-Nebel-Aktion sollten Fakten geschaffen werden. Die Einwohner von Prerov sind wütend:

"Das ist ja offensichtlich, dass hier irgendwas nicht ganz in Ordnung ist. Zumindest muss man sich doch fragen, wie es überhaupt dazu gekommen ist, das das Haus aus der Denkmalliste gestrichen wurde."

"Ich verfolge den Fall von Anfang an und bin wirklich wütend darüber. Ich bin in der Komuna zur Tanzschule gegangen, und später in die Kneipe, und das ist ein seltsames Gefühl, dass die Stadt jetzt so mir nichts, dir nichts um eines ihrer Denkmale kommt. Das ist schlichtweg eine Schande."

Der neue Denkmalschutzbescheid liegt bereits vor. Die Vertreter der Eigentümerfirma Reinvest Corporation sind aber untergetaucht, um eine sofort rechtsgültige Zustellung zu verhindern. Auch die Polizei hat sie bislang nicht ausfindig machen können. Für das Kulturhaus Komuna könnte es damit zu spät sein - vielleicht aber kommt die Denkmalschutz-Diskussion, die sich an dem Fall entzündet hat, wenigstens anderen bedrohten Objekten zu Gute.