Auf den letzten Drücker: Der Film Lidice jetzt doch mit Attentat

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Es ist nicht der erste Film, der über die grausame Vernichtung des Dorfes Lidice durch die Nationalsozialisten gedreht wurde. Dieser Film „Lidice“, nach einem Drehbuch von Zdeněk Mahler und unter Regie von Petr Nikolaev, soll nicht nur ein großes Kinoereignis sein, sondern vor allem das menschliche Schicksal, das Leid und auch den unglaublichen Zufall bei einer barbarischen Rache zeigen. Der Film steht kurz vor der Premiere. Doch in dieser Woche rief der Regisseur alle noch einmal zum Dreh.

Film Lidice
„Der Film Lidice ist keine historische Dokumentation. Der Film Lidice ist auch kein Kriegsfilm. Der Film Lidice handelt von persönlichen Schicksalen gewöhnlicher Bewohner eines kleinen tschechischen Dorfes“, heißt es auf den offiziellen Webseiten. Die Macher des Films Lidice, der Ende Mai Premiere haben soll, wollen die menschlich-unmenschliche Seite der Vernichtung eines ganzen Dorfes darstellen. Und so sollte auch das dramatische Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, im Film gar nicht vorkommen. Obwohl es der Ausgangspunkt ist für die Rache der Nationalsozialisten am Dorf Lidice. Der Historiker am Set, Jiří Nenutil, begründet die Entscheidung:

Detlef Bothe  (in der Rolle des Heydrich) und Petr Nikolaev in der Hoffmannova-Straße  (Foto: ČTK)
„Unsere Absicht war es, das Leben gewöhnlicher Menschen zu erzählen, in deren Leben plötzlich die Geschichte eingreift. Wir wollten nicht durch die großen Ereignisse und Szenen die Aufmerksamkeit davon ablenken.“

Dennoch: Obwohl der Film so gut wie fertig war, mussten die Filmemacher auf den letzten Drücker Kompromisse eingehen und die Kameras noch einmal auspacken. Das Attentat vom 27. Mai 1942 wurde am Mittwoch in Prag nachgestellt. Nicht am Originalschauplatz in Prag-Kobylisy, der durch eine andere Straßenführung heute bis zur Unkenntlichkeit verändert ist wurde, sondern in der Hoffmannova-Straße in Prag 4.

Adam Dvořák
„Die Szene bauen wir in erster Linie für die Kinobesucher in Übersee ein. Dem amerikanischen Filmverleih gab es zu wenige Szenen mit Heydrich – auch sein Begräbnis, der Sarg“, erklärt Regisseur Petr Nikolaev.

Und vor allem: Der Filmplot sollte auch verständlich sein für Kinobesucher, die sich mit diesem geschichtlichen Ereignis nicht auskennen. Und historisch genaue Arbeit sei dem Filmteam wichtig, so Produzent Adam Dvořák:

„Auch deshalb hatten wir am Set zwei Historiker - einen über telefonische Verbindung, den anderen direkt vor Ort –, die Acht gaben, dass wir die Geschichte nicht verfälschen.“

Nah an den tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen dran zu sein, das ist den Filmemachern um Regisseur Nikolaev und Drehbuchautor Zdeněk Mahler auch deshalb wichtig, weil der Film didaktisch an tschechischen Schulen eingesetzt werden soll. Und um der Jugend den Stoff emotional noch näher zu bringen, kommt noch vor der Filmpremiere unter Federführung von Michal Hrůza ein Soundtrack auf den Markt, bei dem Lucie Bílá, Aneta Langerová, Divokej Bill und andere bekannte tschechische Künstler mitwirken.