Auschwitz-Gedenken in Prag - Polnische Politiker fragen: Warum?

KZ Auschwitz (Foto: Barbora Kmentová)

In Auschwitz wird am 27. Januar an den 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers gedacht. Gedenkveranstaltungen sind jedoch auch in Tschechien geplant. Dies hat polnische Politiker verwundert.

KZ Auschwitz  (Foto: Barbora Kmentová)
Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza berichtete am Donnerstag über ein angebliches Telefongespräch zwischen der polnischen Ministerpräsidentin Ewa Kopacz und ihrem tschechischen Amtskollegen Bohuslav Sobotka. Dabei soll sich Kopacz über die geplanten tschechischen Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz beschwert haben. Dies bestritt jedoch Sobotka am Donnerstag im Tschechischen Fernsehen:

„Dies erinnert mich an die Nachrichten von Radio Jerewan. Die polnische Ministerpräsidentin hat mich in dieser Angelegenheit gar nicht angerufen. Das Thema habe ich selbst angesprochen, als sie Prag besucht hat. Ich habe ihr gesagt, dass die tschechische Gedenkveranstaltung in keiner Weise in Konkurrenz zu den polnischen organisiert wird.“



In Prag und in Terezín / Theresienstadt soll am 26. und 27. Januar eine Konferenz mit dem Titel „Let My People Live“ stattfinden. Veranstaltet wird sie vom Europäischen Jüdischen Kongress gemeinsam mit dem Europäischen Parlament. Obwohl unter anderem die Staatsoberhäupter der USA und Russlands eingeladen worden sind, behaupten die Veranstalter, es solle sich nur um eine Konferenz der Parlamentspräsidenten handeln. Zugesagt hat ebenso der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Als in Tschechien vor etwa zwei Monaten bekannt wurde, dass auch Putin offiziell nach Prag eingeladen wurde, warnten mehrere konservative Oppositionspolitiker vor einem Missbrauch der Gedenkveranstaltung und ihrer Politisierung. Gegen Putins Einladung protestierte damals auch die Föderation der Jüdischen Gemeinden.

Roman Imielski  (Foto: YouTube)
Tatsächlich haben sogar die tschechische Regierung und die Präsidialkanzlei bei den Vorbereitungen nicht nur eine passive Rolle gespielt. Außenminister Lubomír Zaorálek erklärte zum Beispiel, die Vertreter des Europäischen Jüdischen Kongresses hätten sich an ihn und den Staatspräsidenten mit der Frage gewandt, ob sie bereit wären, eine derartige Veranstaltung anlässlich des Jahrestags zu organisieren. Das Resultat gefällt aber polnischen Spitzenpolitikern nicht. Roman Imielski ist stellvertretender Chefredakteur der Gazeta Wyborcza:

„Aus polnischer Sicht bestehen zwei Probleme: Erstens organisiert der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman eine Konkurrenzveranstaltung, bei der an die Befreiung von Auschwitz erinnert wird. Zweitens hat er offiziell Wladimir Putin zu den Gedenkfeiern eingeladen.“

Josef Pazderka  (Foto: ČT24)
Auch der Korrespondent des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens in Warschau, Josef Pazderka, sagte, führende polnische Politiker hätten gegenüber Prag immer wieder angedeutet, dass ihnen die tschechischen Pläne für Gedenkfeiern nicht zusagen.

„Sie wünschen sich, dass sich die Aufmerksamkeit auf Auschwitz konzentriert und dass dort eine würdige Gedenkveranstaltung stattfindet. Über die Form des Gedenkens haben nicht vorrangig polnische Politiker entschieden, sondern viel mehr auch der Internationale Rat der Gedenkstätte Ausschwitz-Birkenau.“

Den bisherigen Informationen zufolge will zum Beispiel auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nach Polen fahren.