Auslandtschechen in Tschechien

Es sind Menschen, die in Tschechien geboren wurden und dieses Land oftmals über 40 Jahre nicht gesehen haben. Sie lebten im Exil. Nach der Samtenen Revolution 1989 wurden die Türen den tschechischen Emigranten wieder geöffnet, so dass sie dieser Tage an der Konferenz für Auslandtschechen teilnehmen können, die unter der Schirmherrschaft von Staatspräsident Vaclav Havel stattfindet. Marcela Pozarek berichtet.

Die Konferenz der Auslandtschechen wurde im Rahmen des Projekts Prag - Europäische Kulturstadt 2000 eingegliedert, da die Prager Teilnahme unter dem Motto "Kulturelles Erbe" steht. Genau dieses Erbe haben die zahlreichen Tschechen, die in verschiedenen Emigrationswellen ins Ausland gingen, in ihr neues Gastland, das den meisten heute genauso Heimat ist, mitgenommen. Wie sich die Tschechen mit ihrem soziokulturellen Hintergrund in einem anderen Land oder auf anderen Kontinenten zurecht fanden, dass sind die Themenkreise denen man ausgehend von persönlichen Erfahrungen an dieser viertägigen Konferenz nachgehen will. Eine brilliante, das Leben der Menschen im Exil schlicht und pointiert einfangende Rede hielt gleich zu Beginn der Theologe und ehemalige Rektor der Basler Universität Prof. Jan Milic Lochmann. Radio Prag gegenüber erläuterte er den Titel einer Anthologie, die tschechische Emigranten in der Schweiz herausgaben unter der Metapher "Das kalte Paradies" :

Dieses Paradies hatte aber eben auch seine kalten Schattenseiten, soziale Kontakte mussten mühsam aufgebaut werden, alte Familienbande waren zerrissen, viele Emigranten, auch die erfolgreichen mussten sich auf die neue Konstellation psychisch einstellen. Der holländische Psychiater tschechischer Abstammung Mirek Kabela hielt in seinem Vortrag an einer Fallstudie fest, wie beispielsweise einen tschechischen Emigranten das niederländische Klima, das permanent trübe graue Wetter, die Monotonie der Landschaft regelrecht zermürbte.

Die politischen Veränderungen nach dem Jahre 1989 ermöglichten es den Emigranten ihren Geburtsort wieder zu besuchen, für viele ein Traum, wie der Kunsthistoriker Alexej Kusak, der in Köln am Rhein lebte, erzählt.

Man war in der alten Heimat, aber nicht immer gern gesehen, wie Prof. Lochmann ausführt:

Neben den Hochstaplern und Besserwissern gibt es aber eine Reihe von Leuten, deren intellektuelles und fachliches Potential man laut Lochmann unbedingt anzapfen sollte, im Sinne eines Beitrags zum Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft. Diesbezügliche Animositäten würden langsam weichen und zu Hause fühlen sich die Emigranten heute sehr oft hier wie dort.

Autor: Marcela Pozarek
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