Bau der neuen Sportarena unterbrochen - Eishockey-WM 2004 gefährdet

Multifunktionsarena - Projekt

Erst vor drei Monaten hatte man im Stadtteil Vysocany im neunten Prager Stadtbezirk mit dem Bau einer modernen Multifunktionsarena begonnen, einer Arena, die das Prunkstück für die im kommenden Jahr in Tschechien stattfindende Eishockey-WM darstellen soll. Die Zeit, in der das Millionenprojekt errichtet und seiner Bestimmung übergeben werden muss, ist arg knapp bemessen. Und seit Montag kommt ein neues Problem hinzu - die ungeklärten Grundstückverhältnisse. Daher hat der Investor, die Lotteriegesellschaft SAZKA, die Bauarbeiten vorerst unterbrechen lassen. Die Ausrichtung der WM ist wieder stark gefährdet. Lothar Martin berichtet.

Wegen des Fehlens einer modernsten Ansprüchen genügenden Superarena hatte Tschechien den ursprünglich schon für dieses Jahr erhaltenen Zuspruch als Veranstalter der Eishockey-Weltmeisterschaft im Tausch mit Finnland um ein Jahr verschoben. Ein Jahr zusätzliche Zeit also, die man nutzen wollte, um sich auch von der baulichen und organisatorischen Seite als ein würdiger WM-Gastgeber zu präsentieren. Als mit der Lotteriegesellschaft SAZKA ein finanzkräftiger Investor für die Errichtung der Arena gefunden wurde und die Bauarbeiten Ende Oktober 2002 begannen, hatte man "die schwere Geburt" endlich auf den Weg gebracht. Alles muss jedoch nun wie am Schnürchen laufen, soll das Championat nicht gefährdet werden, und so ist die Meldung vom durch Investor SAZKA am Montag verhängten Baustopp ein erneuter Rückschlag, der tiefgreifende Folgen haben könnte. Das Mitglied des SAZKA-Vorstands, Rudolf Simek, führte zu dessen Begründung an:

"Es ist notwendig, die Unklarheiten hinsichtlich des Grundstücks zu lösen. Der SAZKA-Vorstand und die Aktionäre tun alles dafür, damit der Bau fortgesetzt und der Termin eingehalten werden kann. Die Bedingungen deuten allerdings darauf hin, dass es zu ernsthaften Komplikationen kommen kann."

Worin bestehen diese Komplikationen? Der Vorstand der Gesellschaft SAZKA hatte erst vor wenigen Tagen den Beschluss gefasst, den vertraglich zugesicherten Baugrund nun auch käuflich zu erwerben. Doch wie sich nun herausstellte, hat der Noch-Eigentümer, die Firma Quonex Real, das Grundstück bereits mit einer Hypothek belastet. Da Quonex Real sich nicht in der Lage sieht, den aufgenommenen Bankkredit zurückzuzahlen, soll das Grundstück nun versteigert werden. SAZKA sieht in dieser Tatsache einen groben Verstoß des mit Quonex Real abgeschlossenen Vorvertrags zum Erwerb des Baugrunds, denn - so SAZKA-Sprecherin Stanislava Doubrava - "wir sind damit sogleich zum Unterschuldner der Bank geworden, weil uns Quonex darüber nicht informiert hat." Die verfahrene Situation soll nun, so der Sprecher der SAZKA-Tochtergesellschaft Bestsport Jan Vala, innerhalb einer Woche gelöst werden. Vermutlich nicht ohne staatliche Hilfe. Doch wieder wird eine Woche oder mehr an wertvoller Zeit verstreichen, die bis zur fristgemäßen Fertigstellung der Arena im März 2004 fehlen könnte. Ganz zu schweigen vom Imageverlust, den WM-Veranstalter Tschechien nach wie vor in besorgniserregender Weise heraufbeschwört.