Bekommt Altstädter Ring eine Mariensäule?
Eine der ältesten Mariensäulen in Europa stand einst auf dem Altstädter Ring in Prag. 1918 wurde sie zerstört. Der Bildhauer Petr Váňa will nun eine Kopie des Barockkunstwerks am ursprünglichen Standort aufstellen und hat Teile der Replik per Schiff nach Prag gebracht. Ob er das Monument aber tatsächlich wiederaufbauen darf, ist offen.
„Wir haben insgesamt 60 Tonnen Steinblöcke an Bord. Die Säule und der Sockel lagern schon seit zehn Jahren im Garten des Borromäerinnen-Klosters in Prag. Und die Statue der Jungfrau Maria, an der ich zehn Jahre lang gearbeitet habe, ist auch schon in der Stadt. Sie steht auf einer provisorischen Säule vor der Tein-Kirche am Altstädter Ring.“
Auf dem Fundament aus Sandstein stehen die Namen zahlreicher Gemeinden. Aus all diesen Orten kamen Spenden für die Wiedererrichtung der Säule, so etwa aus Žďár nad Sázavou / Saar. Der dortige Pfarrer Tomáš Holý hat sich darum verdient gemacht. Er ist nun zusammen mit den Grundsteinen nach Prag geschippert:
„Im Jahr 2009 habe ich meinen 40. Geburtstag gefeiert. Damals habe ich Petr Váňa nach Žďář nad Sázavou eingeladen. Nach dem Gottesdienst hielt er einen Vortrag über die Mariensäule. Danach haben wir eine Geburtstagsfeier veranstaltet. Ich bat die Menschen, mir aber nichts zu schenken, sondern für die Mariensäule zu spenden. Wir haben damals 100.000 Kronen (knapp 4000 Euro) eingesammelt.“Die ursprüngliche barocke Mariensäule stand seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Altstädter Ring. Sie galt als Dank für die Rettung Prags vor dem schwedischen Heer zu Ende des Dreißigjährigen Krieges. Unmittelbar nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde sie von einer empörten Menschenmasse zerstört. Für die aufgebrachten Bürger war die Skulptur ein Symbol für das Habsburger Reich und die erzwungene Rekatholisierung der protestantischen böhmischen Länder.
Seit den 1990er Jahren wird darüber gestritten, ob eine Kopie der Säule auf dem Altstädter Ring aufgestellt werden soll. Petr Váňa gilt als einer größten Verfechter dieser Idee. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk nannte er dafür kunsthistorische und ästhetische Gründe:„Es ist eine schöne Statue und die erste Barockstatue in Böhmen. Sie bildet den Schlüssel zur böhmischen Kunst. Wenn sie nicht im öffentlichen Raum zu sehen ist, bedeutet dies einen großen Verlust für die böhmische Barockkunst.“
Ein Gegner der Mariensäule ist unter anderem der Religionswissenschaftler Ivan Štampach. In einer Fernsehdebatte verwies er am Dienstag auf die polithistorischen Umstände der Errichtung im 17. Jahrhundert:
„Das neue Werk kehrt zu etwas zurück, was längst vorbei sein sollte. Mit der Statuengruppe wurde der Sieg der Habsburger Monarchie im Dreißigjährigen Krieg gefeiert – und nachträglich auch der Sieg über die böhmischen Stände, die sich das Leben im Königreich Böhmen beziehungsweise in der Markgrafschaft Mähren anders vorgestellt hatten.“
Die Befürworter der Mariensäule haben bereits eine Erlaubnis der Denkmalschützer sowie eine Baugenehmigung eingeholt, einige weitere erforderliche Dokumente fehlen aber noch. Prinzipiell gegen den Bau hat sich der Prager Magistrat ausgesprochen. Sein ablehnender Standpunkt wurde zuletzt 2017 durch einen Beschluss der Stadträte bestätigt.
Wer sich im Streit um die Replik der Säule durchsetzen wird, war auch an diesem Mittwoch noch offen.